Fotogalerie WestLicht zeigt Ausstellung über das Burgenland

Das Jubiläumsjahr, mit dem heuer das Burgenland seine 100-jährige Zugehörigkeit zu Österreich feiert, war bisher in der Bundeshauptstadt nicht übermäßig präsent.

Seit gestern ist nun in der Fotogalerie WestLicht eine sehenswerte Fotoschau zu sehen, die im kommenden Jahr auch durch verschiedene Stationen des Burgenlands touren wird. „Grenzland im Fokus“ lädt zu einer fotografische Zeitreise ein und bietet Einblicke in Alltag, Bräuche und Geschichte des Landes.

Das Burgenländische Landesarchiv besitzt mehr als 500.000 historische Fotografien. „Wir waren erstaunt über die hohe fotografische Qualität dieser Bestände, die die Öffentlichkeit nie zu Gesicht bekommt“, erzählt WestLicht-Kurator Fabian Kniriem beim Ausstellungs-Rundgang mit der APA. „Die meisten Fotografen kennt man heute gar nicht, viele Fotografen sind überhaupt anonym.“ Für die in Kooperation mit den Kulturbetrieben Burgenland und dem Landesarchiv entstandene Schau wurden rund 100 Aufnahmen ausgewählt, die prägende Ereignisse der Landesgeschichte ebenso festhalten wie stimmungsvolle Landschaften oder typische Alltagsszenen.

So findet man etwa ein Polizeifoto, auf dem die Schusslinien in Schattendorf eingezeichnet sind (die Todesopfer lösten 1927 in der Folge die Demonstrationen aus, bei denen der Justizpalast in Brand gesteckt wurde), Fotos über die Kämpfe gegen ungarische Freischärler 1921, den Ungarn-Aufstand 1956, den Abbau des Eisernen Vorhangs oder – besonders gelungen – ein Schnappschuss des späteren Bundeskanzlers Fred Sinowatz bei der Stimmenauszählung zu einer Bundespräsidentenwahl. Dass sich Ereignisse der jüngsten Vergangenheit wie die Fluchtbewegungen 2015 im Archiv wenig dokumentiert fanden, war Anlass, die Auswahl der historischen Schwarz-Weiß-Fotos durch ausgewählte zeitgenössische Positionen zu ergänzen, etwa mit Arbeiten der Wahlburgenländer Elfie Semotan und Andreas H. Bitesnich oder des jungen burgenländischen Fotografen David Schermann.

Vor allem aber wird Wirtschafts-, Sozial- und Alltagsgeschichte mit den Fotos dokumentiert. Man trifft auf Straßenszenen der früheren jüdischen Gemeinden und Kroatinnen in Tracht, man begegnet Zuckerrübenernte und Braunkohlentagbau, Sautanz und Weinverkostung, Schweinehüten und Tabakernte, Hochzeitsbräuche und Federnschleißen. Und immer wieder stößt man auf schöne Impressionen von Rudolf Herbert Berger, der die Schönheit der Landschaft in stimmungsvollen Bildern festgehalten hat. „Für mich ist er eine echte Entdeckung, ich kannte ihn gar nicht“, so WestLicht-Gründer Peter Coeln. Die Bemühungen, diese schöne Landschaft auch touristisch zu vermarkten, finden sich in der Ausstellung in einigen alten Fremdenverkehrsprospekten, für die junge Burgenländerinnen einladend posierten – auf dem Cover einer Volksmusik-Langspielplatte sogar mit unter der Bluse blitzendem blanken Busen.

Zu der Ausstellung sind gleich zwei Begleitbücher erschienen: „Das Burgenland. Reisen durch Zeit und Land“, herausgegeben von Tanja Stacherl und Christoph Langecker im Brandstätter Verlag, und „Hundert. Fotografien aus der Sammlung des Burgenländischen Landesarchivs“, herausgegeben von Herbert Brettl, Evelyn Fertl und Ute Leonhardt als Sonderband der Reihe „Burgenländische Forschungen“.

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