OESTERREICH

Ernst-Jandl-Preis für Lyrik 2023 an Anja Utler

„Eine einzigartige Dichterin, eine poetisch denkende Essayistin und eine Autorin, die in der Kunst des Vortrags und der Performance neue Wege geht“.

© Wolfgang H. Wögerer, Wien, Österreich., CC BY-SA 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons

Zum Gedenken an den am 9. Juni 2000 verstorbenen Autor und Dichter Ernst Jandl wurde 2001 der Ernst-Jandl-Preis für Lyrik gestiftet, der im Zwei-Jahres-Rhythmus an deutschsprachige Dichterinnen und Dichter vergeben wird. Heuer wird die 1973 in Schwandorf (D) geborene Autorin, Dichterin, Essayistin und Übersetzerin Anja Utler ausgezeichnet.

„Der Ernst-Jandl-Preis des Jahres 2023 geht an eine Sprachkünstlerin, die in ihren lyrischen Texten Erfahrungs- und Resonanzräume öffnet, in denen die Koordinaten von Welt, Sprache und Ich verschoben werden: an Anja Utler“, so Staatssekretärin Andrea Mayer „Anja Utler, die in ihren Themen und Stoffen ganz und gar gegenwärtig ist und in der Tradition der modernen Lyrik schreibt, versteht es, in ihrer literarischen Arbeit an die Anfänge der Dichtung zu erinnern, an Klang, Rhythmus und Gesang, an die große Sprach- und Sprechkunst des Gedichts, in der es immer auch um Existenzielles geht. Sie ist eine einzigartige Dichterin, Übersetzerin, poetisch denkende Essayistin und eine Autorin, die in der Kunst des Vortrags und der Performance neue Wege geht.“

Die Begründung der Jury, der Hanna Engelmeier; Paul Jandl, Thomas Poiss, Monika Rinck und Ferdinand Schmatz angehörten: Den Ernst-Jandl-Preis des Jahres 2023 erhält die Dichterin, Übersetzerin, Dozentin und Theoretikerin Anja Utler. Bereits ihr früher Gedichtband „münden – entzüngeln“ (2004) rückt, mit seiner Konzentration auf Mündlichkeit und die Artikulation des Wortmaterials, den Körper als Medium der Sprache ins Zentrum. Utlers eingehende Beschäftigung mit Techniken des Sprechens zeigt sich zudem in ihrer eigenen avancierten Vortragspraxis, die die Lesung als eigenständige Kulturtechnik ernstnimmt. Dem so genannten performativen Turn in der Lyrik hat sie 2016 eine höchst interessante Studie gewidmet, in der poetologische Theorie auf empirisch erhobene Daten trifft: „manchmal sehr mitreißend. Über die poetische Erfahrung gesprochener Gedichte“.

Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert und wird am Samstag, dem 24. Juni 2023, im Rahmen der Ernst-Jandl-Lyriktage verliehen, die von 23. bis 25. Juni in Neuberg an der Mürz/Steiermark stattfinden werden.

Staatssekretärin Andrea Mayer: „Veranstaltungen wie unsere Lyriktage in Neuberg an der Mürz sind mir ein besonderes Anliegen. Denn dort verleihen wir nicht nur einen bedeutenden Preis, der den Namen von Ernst Jandl trägt, sondern dort finden sich auch heuer wieder Dichterinnen und Dichter ein, um uns auf eindrucksvolle Weise zu zeigen, was Gedichte in der heutigen Zeit zu leisten imstande sind. Bei den Ernst-Jandl-Lyriktagen in Neuberg an der Mürz kommen Dichtung und Publikum miteinander ins Gespräch.“

Preisträgerinnen und Preisträger des Ernst-Jandl-Preises für Lyrik
Anja Utler (2023), Brigitta Falkner (2021), Oswald Egger (2019), Monika Rinck (2017 Franz Josef Czernin), (2015), Elke Erb (2013), Peter Waterhouse (2011), Ferdinand Schmatz (2009), Paul Wühr (2007), Michael Donhauser (2005), Felix Philipp Ingold (2003), Thomas Kling (2001)

Anja Utler, geboren am 24. Juli 1973 in Schwandorf (Deutschland), arbeitet als Dichterin, Essayistin und Übersetzerin. Ihre Gedichte gibt es gesprochen, geschrieben und performt. Hören, Sprechen und Lesen sind in ihrer Poesie Kräfte, die Denken und Fühlen formen und so in die Welt eingreifen.
Anja Utler studierte Slavistik, Anglistik und Sprecherziehung. 2003 wurde sie mit einer Arbeit zu Geschlechterfragen in der russischen Lyrik der Moderne promoviert. Ihre jüngste theoretische Arbeit (manchmal sehr mitreißend, 2016) beschäftigt sich mit der Frage, welche Schichten des (Sprach-)Bewusstseins in Bewegung gesetzt werden, wenn eine Person sich Gedichte anhört.
2018/19 war Anja Utler Thomas-Kling-Poetikdozentin an der Universität Bonn, im akademischen Jahr 2017/18 Gastprofessorin für Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst Wien, 2015 unterrichtete sie als Writer-in-Residence am Oberlin College (Ohio). Sie ist Honorary Fellow des International Writing Program in Iowa, Mitglied des P.E.N. Berlin und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
Anja Utlers Gedichte wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt und veröffentlicht.

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