Ganz im Zeichen der Diversität – Das Literatur-Jahr 2021

Von Amanda Gormans mitreißendem Gedicht „The Hill We Climb“, über den Literaturnobelpreis für Abdulrazak Gurnah bis hin zu spannenden Debütromanen: Kein Jahr stand bisher so sehr für „Diversity“ wie dieses.

Abdulrazak Gurnah war der überraschende Nobelpreisträger. Literatur erweitere den Erfahrungsraum, sie vertiefe die Erinnerung an den Kolonialismus, der uns auch heute begleite, sagt Gurnah. Der tansanisch-englische Romancier nimmt die blutige deutsche Kolonialgeschichte in den Blick. Der Franko-Senegalese Mohamed Mbougar Sarr gewann den Prix Goncourt, sein Landsmann David Diop den Booker-Prize International. Und aus Zimbabwe kam die Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels: Tsitsi Dangarembga.

Abdulrazak Gurnah erhält die Auszeichnung für seine unbestechliche und leidenschaftliche Auseinandersetzung mit den Auswirkungen des Kolonialismus und dem Schicksal der Flüchtlinge im Spannungsfeld zwischen den Kulturen und Kontinenten, heißt es in der Begründung der Schwedischen Akademie.

Diversität war Programm, und Mithu Sanyal, die Düsseldorfer Kulturwissenschaftlerin mit polnischer Mutter und indischem Vater, landete auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis mit „Identitti“ ihrem klugen, vergnüglichen Romandebüt über Identität, worin Nivedita alias Identitti einer falschen Inderin auf den Leim geht.

Diversität ist ja immer so etwas, das uns zugeworfen wird. Divers sollen dann ja die Leute mit den unterschiedlichen Hautfarben sein, die sollen dann die Diversität reinbringen“, sagt Sanyal. Und weiter: „Mensch sein, ist divers. Also ich finde es absurd. Und was damit gemeint ist in den politischen Debatten, ist ja, so unterschiedliche Hintergründe der Eltern zu haben. Und im Moment ist Diversität einfach nur noch Race.“

Literatur ist Wissensspeicher und Seismograph für gesellschaftliche Entwicklungen, ist Diskursgelände und Resonanzraum. Sie öffnet Türen zu anderen Lebenswelten, wenn Autorinnen, Verlage, Agenturen, der Buchhandel das zulassen, wenn die Leserschaft folgt und sich Literaturpreis-Jurys öffnen. Diverse Autoren und Autorinnen verändert Narrative einer Gesellschaft, sie erzählen von Kriegs-, Flucht- und Fremdheitserfahrung, bastardisieren unsere Sprache und schaffen neue literarische Formen.

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