Neues Buch „PROSA für Welt“ als Ergebnis eines gemeinsamen Literaturprojekts
PROSA – in Wien steht das nicht nur für ein Genre in der Literatur, sondern auch für das Projekt Schule für Alle, das junge Menschen mit Fluchterfahrung unterstützt, sie auf den Pflichtschulabschluss vorbereitet, partizipative Arbeit leistet und rassismuskritische Kompetenzen vermittelt. Viele junge Erwachsene, die sich in Österreich in einem Asylverfahren befinden, haben in der Praxis große Schwierigkeiten, Zugang zu formaler Bildung zu erhalten. PROSA Projekt Schule für alle setzt sich dafür ein, diese Situation zu verbessern.
Für das Buchprojekt PROSA für Welt arbeitete das Weltmuseum Wien seit Herbst 2021 mit PROSA zusammen. Petra Fuchs-Jebinger, Leiterin der Kulturvermittlung des Weltmuseums Wien, lud Sassan Esmailzadeh von PROSA ein, die Ressourcen des Museums und seiner Sammlungen für ein literarisches Projekt zu aktivieren, bei dem die Deutschkenntnisse der Schüler*innen gefördert werden sollten.
Von Oktober 2021 bis Mai 2022 fanden kreative Schreibworkshops im Rahmen des Geschichts- und Deutschunterrichts im Museum statt. Dieser Unterricht bot auch die Möglichkeit, über das Museum, seine Sammlungen, seine Geschichte, die Ausstellungen und den Einfluss von Rassismus und Kolonialismus in der Geschichte des Museums zu lernen. Mit der inhaltlichen Begleitung von Kulturvermittlerinnen des Weltmuseums Wien und unterstützt von den PROSA-Lehrenden verfassten die Schülerinnen im Rahmen der Workshops eigene Texte zu diesen Themen, zum Museum und zu Objekten, die sie interessierten. Sie gingen dabei Fragen nach wie Was ist Aneignung? Was ist Rassismus? Was ist Kultur?
Die dabei entstandenen rund 50 literarischen Arbeiten erscheinen nun mit 1. Juli 2022 im Buch PROSA für Welt. Literarische Texte für alle. Ergänzt werden die Texte in der Publikation durch Bilder der Objekte, zu denen die Erzählungen, Miniaturen und Gedichte geschrieben wurden. Die Arbeiten zeigen die Sichtweisen von Menschen, die sich im Prozess des Spracherwerbs von Deutsch als Zweitsprache befinden und deren Leben geprägt von Fluchterfahrungen ist.
Die Schülerinnen haben unterschiedliche Sprachniveaus, daher haben auch ihre Texte unterschiedliche Niveaus, die jeweils im Buch gekennzeichnet sind. Das Buch stellt somit auch ein wertvolles Lernmaterial dar, sowohl für Schulen als auch für das Weltmuseum Wien: Schülerinnen lernen anhand von Texten, die andere Schüler*innen verfasst haben. So soll vermittelt werden, dass es nicht darum geht, perfekte Texte zu schreiben, denn auch der einfachste Text ist am Ende wertvoll – sowohl für die nächsten Deutsch-Lernenden als auch für das Weltmuseum Wien, dessen Objekte nun „persönliche Objekttexte“ erhalten haben.
Der Erlös des Buches kommt zur Gänze der PROSA-Schule zugute und wird wiederum zur Finanzierung neuer Schulplätze verwendet. Die Schüler*innen haben dadurch ein Projekt geschaffen, das auch anderen hilft, die in ihrer Situation sind.
„Ich freue mich sehr, dass die Ergebnisse des Projekts nun in Buchform vorliegen“, so Jonathan Fine, Direktor des Weltmuseums Wien. „Dieser Band repräsentiert das enorme Potenzial und die Leistungen der PROSA-Schülerinnen. Aber ich vermute, dass die weniger greifbaren Ergebnisse der durch PROSA ermöglichten Bildung genauso wichtig sind – wenn nicht sogar noch wichtiger. Ich möchte den Schülerinnen für ihren Mut, ihre Offenheit und ihre Beiträge danken – und dafür, dass sie zu uns ins Museum gekommen sind.“
Kultur Online TV
#news #literatur