Paul Ferstl, Eva Geber, Tanja Paar und Richard Schuberth erhalten das Elias-Canetti-Stipendium der Stadt Wien. Weitere 24 Wiener Autor*innen werden mit Arbeitsstipendien gefördert.
Seit 40 Jahren stiftet die Kulturabteilung der Stadt Wien zu Ehren des Nobelpreisträgers für Literatur, Elias Canetti, ein Stipendium für Wiener Autorinnen. Es wird zur Förderung größerer literarischer Arbeiten für die Dauer von jeweils einem Jahr vergeben und kann auf bis zu drei Jahre verlängert werden. Autorinnen, die bereits ein repräsentatives Werkverzeichnis vorweisen können, bekommen so die Möglichkeit, sich über einen längeren Zeitraum hinweg intensiv auf ihre schriftstellerische Arbeit zu konzentrieren. Die Stipendien werden monatlich ausbezahlt und sind mit einer Gesamtsumme von jeweils 18.000 Euro dotiert.
Paul Ferstl, Eva Geber und Tanja Paar erhalten das Elias-Canetti-Stipendium 2023 zum ersten Mal, Richard Schuberths Stipendium wird um ein Jahr verlängert. In der Jurybegründung heißt es dazu:
„Paul Ferstls Romanprojekt „Rostrot“ setzt sich in packender Weise mit den politischen, sozialen und gesellschaftlichen Krisen und Gegensätzen der Jahre zwischen 1934 und 1938 an der steirischen Eisenstraße, in Leoben und Eisenerz, auseinander. Es ist ein zeitgeschichtlicher Roman von außerordentlicher Qualität zu erwarten.
Auf den überschaubaren Raum der Stadtgemeinde von Hainburg bezogen, dehnt sich das Vorhaben von Eva Geber zugleich thematisch und zeitlich weit aus. Von der sogenannten „Keltenzeit“ bis in die Gegenwart soll die geplante literarische Erkundung reichen, die das trügerische Kontinuum von Stadtgeschichte aufsprengt. Ihren sozialen, feministischen und antifaschistischen Ansatz wird die Autorin hier im dokumentarisch fundierten Erzählen zu entfalten suchen. Zu erwarten ist eine von Mitgefühl und kritischer Distanz bestimmte literarische Chronik.
Tanja Paars Romanprojekt „Der Scheitel seiner Frau“ widmet sich der im Semmeringgebiet in der Zeit zwischen den 1920er und den 1940er Jahren zusammentreffenden gemischten Gesellschaft. Es handelt sich um betuchte Sommerfrischler, aber auch um einheimische „kleine“ Leute – Beamte, Kaufleute, Arbeiter*innen. Der Roman verspricht fundierte zeitgeschichtliche Einblicke, unter anderem in die Geschicke der jüdischen Bevölkerung. Die eingereichte Textprobe besticht durch ihre raffinierte Erzählweise.“
„Es ist mir ein großes Anliegen, die Arbeitsbedingungen von Künstlerinnen stetig zu verbessern. Dies ist mit der dauerhaften Verankerung der Arbeitsstipendien ins Fördersystem der Kulturabteilung gelungen. Denn hier wird der gesamte Schaffensprozess, das Recherchieren ebenso wie das Schreiben von literarischen und dramatischen Texten unterstützt – denn künstlerisches Schaffen ist Arbeit und wird von der Stadt Wien auch als solche anerkannt“, unterstreicht Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler. „Auch den Elias-Canetti-Stipendiatinnen gratuliere ich und hoffe, dass die nachhaltige Unterstützung dazu beiträgt, ihre vielversprechenden Buchprojekte bestmöglich zu verwirklichen.“
Wiener Arbeitsstipendien für Dramatik und Literatur
Auch die Empfängerinnen der Arbeitsstipendien für Dramatik und Literatur stehen fest. 24 Autorinnen konnten die jeweiligen Fachjurys mit ihren eingereichten Textproben überzeugen. Sie erhalten für das Jahr 2023 eine monatliche Unterstützung von 1.500 Euro.
Das Arbeitsstipendium Dramatik wird an Autorinnen verliehen, die sich über einen längeren Zeitraum hinweg der Fertigstellung eines größeren dramatischen Projektes (Bühnenstück, Film- oder Fernsehdrehbuch, Opernlibretto, Hörspiel etc.) widmen wollen. Früher als Wiener Dramatik Stipendium bekannt, stand es jährlich nur drei Stipendiatinnen zur Verfügung. Im Jahr 2021 baute die Kulturabteilung der Stadt Wien ihr Förderprogramm erheblich aus und unterstützt nun jährlich 12 Wiener Dramatikerinnen in Form eines Arbeitsstipendiums. Dies gilt auch für das Arbeitsstipendium Literatur, das Wiener Autorinnen bei der Umsetzung eines größeren schriftstellerischen Projekts finanziell unterstützen soll. Auch hier werden seit 2021 jährlich 12 Wiener Autor*innen in ihrem literarischen Schaffen gefördert.
„Die Erweiterung des Förderprogramms in Form von Arbeitsstipendien ist eines unserer Erfolgsprojekte. 24 Wiener Dramatikerinnen und Literatinnen, ob angehend oder bereits etabliert, erhalten dadurch die Möglichkeit, ein Jahr lang finanziell unabhängig an ihren vielversprechenden Texten zu arbeiten. Die Stipendien sind eine nachhaltige Stärkung der Wiener Literaturszene, von der zu guter Letzt auch wir als Leser*innen profitieren werden“, so Anita Zemlyak, Leiterin der Kulturabteilung.
Alle Stipendiat*innen wurden von unabhängigen Fachjurys empfohlen.
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