Tansanischer Autor Gurnah bei Nobelpreiszeremonie geehrt

Nicht vor Ort, aber irgendwie doch dabei: Der tansanische Literaturnobelpreisträger Abdulrazak Gurnah ist auf einer feierlichen Nobelpreiszeremonie in Stockholm für sein literarisches Schaffen gewürdigt worden.

Die schwedische Schriftstellerin Ellen Mattson stellte die Arbeit des in Großbritannien lebenden Gurnah am Freitag vor einem lokalen – und coronabedingt deutlich kleineren Publikum als üblich – vor.

In Gurnahs Werken gehe es immer wieder darum, wie jemand seinen angestammten Platz in der Welt verliere und einen neuen finden müsse, sagte Mattson. Der Autor schaffe es dabei, die Einzigartigkeit jedes einzelnen Schicksals darzustellen und nachvollziehbar zu machen.

Üblicherweise werden die Nobelpreise mit Ausnahme des in Oslo vergebenen Friedensnobelpreises großteils in Stockholm überreicht. Das Ganze findet traditionell am 10. Dezember statt, dem Todestag von Preisstifter und Dynamit-Erfinder Alfred Nobel. Wegen der Unsicherheiten rund um die Corona-Pandemie hatte die zuständige Nobelstiftung aber schon im September entschieden, alle sonst in Stockholm vergebenen Preise vorab in den jeweiligen Heimatländern der Geehrten zu überreichen. Gurnah hatte den Literaturnobelpreis somit schon am Dienstag in London erhalten.

Die Schwedische Akademie hatte Anfang Oktober bekanntgegeben, dass der 72-jährige Gurnah in diesem Jahr mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wird. Im deutschsprachigen Raum kannte den aus Tansania stammenden Autor zu dem Zeitpunkt kaum jemand.

Gurnah wurde im Dezember 1948 auf der Insel Sansibar geboren, die zur früheren britischen Kolonie Tansania gehört, und kam als Flüchtling Ende der 60er Jahre nach Großbritannien, wo er seither lebt. Er erhält den Nobelpreis „für sein kompromissloses und mitfühlendes Durchdringen der Auswirkungen des Kolonialismus und des Schicksals des Flüchtlings in der Kluft zwischen Kulturen und Kontinenten“.

„Schreiben ist immer ein Vergnügen gewesen“, sagte Gurnah in seiner Nobelvorlesung, in der er auf die Zeit einging, als er als Bub in der Schule Geschichten schreiben sollte. „Leicht verwunderlich“ sei diese jugendliche Freude am Schreiben immer noch da – auch nach Jahrzehnten.

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