Sinéad O’Connor (Sandycove)
Die Singer-Songwriterin hat eine wirklich unglaubliche Geschichte zu erzählen – als sie berühmt wurde, hatte sie bereits erschütternde Misshandlungen durch ihre Mutter, Besuche von Jesus, einen Aufenthalt in einem Heim für Mädchen mit Verhaltensproblemen, das Scheitern von ihr Ehrgeiz, Priester zu werden und ein Leben als Stripperin. Aber was an Rememberings wirklich auffällt, ist ihre Erzählweise: O’Connor ist eine großartige Prosaautorin, auch wenn sie darauf besteht, dass sie es nicht ist (das Klavier im Haus ihrer Großmutter klingt „wie die Geisterglocken eines versunkenen Schiffes“). Was durchaus verständlicherweise ein Buch voller Bitterkeit und Bedauern hätte sein können, entpuppt sich als voller Humor und Vergebung.
Sie ist die Frau mit dem kahl rasierten Kopf, die »Nothing Compares 2 U« zu einem weltweiten Hit machte, vor laufenden Kameras ein Foto von Papst Johannes Paul II. zerriss und zur meistgehassten Person wurde.
Sinéad O Connor hat immer das gemacht, was sie für richtig hielt – egal, ob ihr das Nachteile brachte oder nicht. Auch in ihren Erinnerungen nimmt sie kein Blatt vor den Mund. Spricht über ihre schmerzhafte Kindheit, musikalische Erfolge und persönliche Niederlagen. Aber auch über das Glück, Mutter zu sein, ihre fortwährende Suche nach spiritueller Erfüllung – und die Kraft der Musik, mit deren Hilfe sie überlebte und zu sich selbst fand.
Sinéad O’Connor wurde 1966 als drittes von fünf Kindern in der Nähe von Dublin geboren; ein Bruder ist der Schriftsteller Joseph O’Connor. Als Kind wurde sie nach eigenen Angaben von ihrer Mutter körperlich misshandelt. Als sie acht Jahre alt war, trennten sich ihre Eltern. Im katholisch-konservativen Irland jener Zeit war eine Scheidung noch nicht möglich und im Fall einer Trennung wurden Kinder generell der Mutter zugesprochen. Ihr Vater wurde ein engagierter Kämpfer für das irische Scheidungsrecht. 1979 zog Sinéad bei ihrer Mutter Marie O’Connor aus, um bei ihrem Vater und seiner Lebensgefährtin zu leben.
Später wurde sie der Schule verwiesen und wegen Ladendiebstahls eingesperrt; sie musste schließlich ein Internat der Sisters of Our Lady of Charity besuchen, die in Irland in zahlreiche, erst nach 1990 öffentlich gewordene Skandale wegen Gewalt und Kindesmissbrauchs verwickelt waren (vgl. z. B. Skandal um das Dubliner Magdalenenheim). Sie wurde nach ihren Angaben als Kind von Geistlichen missbraucht. Mit 16 Jahren verließ sie das Internat, um Gesang und Klavier zu studieren. Zu ihren musikalischen Vorbildern zählte sie Aretha Franklin und The Smiths. Sie arbeitete nebenbei als Kellnerin. Ihre erste Band hieß Ton Ton Macoute (abgeleitet von der Bezeichnung der früheren haitianischen Geheimpolizei Tonton Macoute).
Im Jahr 1983 vereinbarte sie in London einen Vertrag mit dem Musiklabel Ensign Records, 1987 erschien ihr erstes Album The Lion and the Cobra. Die Single Mandinka schlug Wellen in der Independent-Szene, das Musikvideo mit einer glatzköpfigen Frau nicht weniger. Zu dieser Zeit heiratete sie „ihren“ Schlagzeuger John Reynolds, von dem sie sich Anfang der 1990er nach der Rechtsreform scheiden ließ. Aus der Verbindung mit Reynolds stammt ihr erstes Kind.
Der große Durchbruch gelang Sinéad O’Connor 1990 mit ihrem zweiten Album I Do Not Want What I Haven’t Got und der Single-Coverversion des Prince-Songs Nothing Compares 2 U. Das Lied schaffte es in Deutschland auf Platz 1 der Hitparade. Im selben Jahr lehnte sie es ab, in New Jersey aufzutreten, da vor ihrem Auftritt die amerikanische Nationalhymne gesungen werden sollte. Frank Sinatra kommentierte ihre Weigerung schlicht mit: „I kick her ass!“ O’Connor äußerte darauf gegenüber Journalisten, sie hoffe, dass sie Sinatra nicht begegne; schließlich könne sie doch keinen alten Mann schlagen. Die Veranstalter verzichteten an diesem Abend auf die Nationalhymne, lehnten es aber später ab, jemals wieder mit ihr zu arbeiten. Im selben Jahr hatte sie einen Auftritt bei Roger Waters’ Aufführung von The Wall auf dem Potsdamer Platz in Berlin. Dort sang sie das Lied Mother.
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