People of Color spielen in der Klassik kaum eine Rolle. Wie ist mehr Diversity im Publikum, im Orchestergraben oder durch Engagements möglich?
Die Schwarze Musikwissenschaftlerin Neneh Sowe hat sich auf die Suche begeben – nach Schwarzen Stimmen in der Klassischen Musik. Und ist zu einem ernüchternden Ergebnis gekommen. In einer Allgemeinen Enzyklopädie der Musik hat Sowe keine einzige Schwarze Komponistin der Klassischen Musik gefunden.
Die Schwarze Sopranistin Julia Bullock will nur singen – ohne Agenda, ohne besonderes Augenmerk auf ihre Hautfarbe, ohne das Gefühl, nur deswegen engagiert worden zu sei. Sie spricht von zahlreichen Erfahrungen, in denen Diskriminierung im Klassikbetrieb eine Normalität sind.
Erhalten Musikerinnen und Musiker aufgrund ihrer Hautfarbe bestimmte Rollen, ist das Rassismus. Doch es ist weitaus mehr als nur eine persönliche Erfahrung. Dahinter stecken Strukturen, tief verankert in der Gesellschaft. Die Normalität beschriebt momentan die eine Seite der Perspektive. Nur eben keine diverse. Wie ist es möglich diese Strukturen zu durchbrechen?
Zugegeben, der Ruf nach Diversität wird lauter, die Sensibilität geschärft. Doch das Ziel noch weit entfernt. Alle Stimmen sollen gehört, gesehen und gespielt werden. Diversität, das ist Gleichberechtigung unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Religion sozialem Status, oder sexueller Orientierung.
Neneh Sowe sieht den Begriff Diversität skeptisch. Sie kann wenig damit anfangen. Hört sich schick an, ist aber auch meist nur ein Marketing-Gag. Es reicht nicht das Problem plakativ zu schmücken. Doch wie lässt sich nun das Struktur-Problem beheben?
Ein Lösungsansatz wird mit der Anti-Rassismus-Klausel, die von Regisseurin Julia Wissert und der Rechtsanwältin und Dramaturgin Sonja Laaser entworfen wurde, beschrieben. Diese wird in Arbeitsverträge aufgenommen und schützt Mitarbeitende an Theatern und dergleichen vor rassistischen Äußerungen und Übergriffen. Betroffene erhalten so mehr Transparenz im Umgang mit Diskriminierung.
Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz geht einen anderen Weg. Sie hat mit André Uelner einen sogenannten Agenten für Diversitätsentwicklung eingestellt.
Es gibt also erste Ansätze die Strukturen aufzubrechen. Wichtig dabei ist, den Weg beharrlich zu gehen. Dann sehen wir alsbald die Klassische Musik aus mehreren Perspektive. Ein unschätzbarer Wert für die Kultur.
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