Am heutigen Donnerstag ist der Dichter, Erkenntnistheoretiker und kybernetische Vordenker der künstlichen Intelligenz im Alter von 86 Jahren gestorben.
Oswald Wiener galt nicht nur als theoretischer Kopf der „Wiener Gruppe“, sondern neben Friedrich Achleitner, Gerhard Rühm, Konrad Bayer und H. C. Artmann auch als prägendes literarisches Mitglied. Seinen Roman „die verbesserung von mitteleuropa“ (1969) bezeichnete die „F.A.Z.“ einmal als „eines der beunruhigendsten Dokumente der deutschen Sprache überhaupt“.
Oswald Wiener wurde am 5. Oktober 1935 in Wien geboren, studierte Rechts- und Musikwissenschaften, afrikanische Sprachen und Mathematik. Der radikale ästhetische Zugriff der „Wiener Gruppe“, die mit Collagen und Montagen, Sprachexperimenten und literarischen Kabaretts eine Brücke zwischen Anarchie und Philosophie, Kunst und Literatur schlug, sorgte für Aufsehen. 1959 vernichtete Wiener sein komplettes literarisches Werk und arbeitete in den folgenden Jahren als Computerexperte der Wiener Olivetti-Niederlassung.
1968 war er bei der Uni-Aktion „Kunst und Revolution“ beteiligt, die für einen Skandal sorgte und ihn vor einer sechsmonatigen Gefängnisstrafe schließlich nach Berlin flüchten ließ. Dort eröffnete er die Gaststätte „Exil“ und belegte im Fernstudium Mathematik und Informatik an der Technischen Universität Wien. Ab diesem Zeitpunkt wurde es ihm zum Prinzip, naturwissenschaftliche und kybernetische Ansätze auch in Literatur und Philosophie zu übertragen.
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