Am Dienstag (08.09.2022) ist der Autor Gerhard Roth im Alter von 79 Jahren nach langer Krankheit in seiner Heimatstadt Graz verstorben.
Geboren wurde Roth, der 2016 mit dem Großen Österreichischen Staatspreis ausgezeichnet wurde, am 24. Juni 1942 in Graz. Nach dem Willen seines Vaters, einem Arzt, studierte er ab 1961 in seiner Heimatstadt Medizin, brach jedoch 1967 ab. 1966 bis 1977 arbeitete er als Programmierer und Organisationsleiter im Grazer Computerrechenzentrum, um neben seiner literarischen Tätigkeit seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Ab den frühen 1970er-Jahren veröffentlichte er experimentelle Prosa (etwa 1972 „die autobiographie des albert einstein“) und versuchte sich auch als Theaterautor („Lichtenberg“, „Sehnsucht“, „Dämmerung“).
Ein großzügiger Vorschuss des S.Fischer Verlags ermöglichte es Roth schließlich, sich ganz auf die Arbeit an den „Archiven des Schweigens“ zu konzentrieren. 1980 erschien hier „Der stille Ozean“ (eine Verfilmung durch Xaver Schwarzenberger errang 1983 den Silbernen Bären der Berlinale). Mittelpunkt des aus den unterschiedlichsten literarischen Gattungen zusammengesetzten Zyklus, in dem Fiktion und (auch fotografische) Dokumentation ineinanderfließen, ist das 1984 erschienene 800-Seiten-Buch „Landläufiger Tod“. 1991 wurde der Zyklus mit „Die Geschichte der Dunkelheit“ und dem Essayband „Eine Reise in das Innere von Wien“ abgeschlossen.
Mit „Der See“, dem Auftaktroman seines Zyklus „Orkus“, sorgte Roth 1995 für Aufregung in den Reihen der FPÖ, die in einem populistischen Politiker, auf den beinahe ein Attentat verübt wird, ihren damaligen Parteiobmann Jörg Haider wiedererkannte. Danach erweiterte Roth mit „Der Plan“ (1998) und „Der Berg“ (2000), „Der Strom“ (2002) und „Das Labyrinth“ (2005) seine Schauplätze um Japan, Griechenland, den Balkan, Ägypten, Wien, Madeira und Madrid. Es folgte der Essayband „Die Stadt“, „Das Alphabet der Zeit“ und schließlich 2011 mit „Orkus. Reise zu den Toten“ ein großer Abschlussband, in dem Figuren und Motive aus beiden Zyklen verwoben, Erfundenes und Gefundenes, Dokumentarisches, Essayistisches und Fiktionales verschmolzen wurden.
Kultur Online TV
#news #kunst #kultur