„DU HERBERT“ ein Zeichen gegen männliche Gewalt

Von 22. März bis 5. April zeigt das Schauspielhaus Wien mit der Uraufführung von „DU HERBERT – Ein Einblick in die Grausamkeit“ eine Performance über ein brisantes und gleichzeitig sehr präsentes Thema: Männliche Gewalttaten, häusliche und sexualisierte Gewalt. Dafür wurde ein besonders geschichtsträchtiger – und großteils mit männlicher Macht konnotierter – Platz gewählt: „DU HERBERT“ findet in einem Glaskubus auf dem Wiener Heldenplatz statt.

BILD Clara Liepsch & Vera von Gunten in „DU HERBERT“

„Für diese Produktion verlässt das Schauspielhaus einmal mehr seinen „safe space“ Theaterraum und nutzt den öffentlichen Raum als Bühne – als klares Statement, denn dieses Thema verdient größtmögliche Aufmerksamkeit.“ Tomas Schweigen, Künstlerischer Leiter am Schauspielhaus Wien

Ein Jahr lang hat das Autorinnen-Team Lydia Haider, Judith Goetz und Marina Weitgasser 450 Screenshots der orf.at Startseite (Chronik Österreich) gesammelt, um zu dokumentieren, in welcher Fülle und Rasanz die unterschiedlichsten Gewalttaten von Männern begangen werden. Entstanden ist dabei zunächst das gleichnamige Buch „DU HERBERT“ das vorige Woche im Haymon-Verlag erschienen ist. Im darin enthaltenen literarischen Text von Lydia Haider hetzt „Herbert“, der zugleich alle ist, durch ein albtraumhaftes Jahr und zieht seine blutige Spur von einer Tat zur nächsten. Darauf aufbauend macht die Regisseurin Antje Schupp diesen grausamen Aspekt österreichischer Zeitgenossenschaft für alle sichtbar und konzipiert in einem Glaskubus auf dem Heldenplatz eine hybride Performance-Installation für zwei Schauspielerinnen (Vera von Gunten, Clara Liepsch), die „Herbert“ eine Stimme geben.

„Kunst schafft nicht nur Raum für einen individuellen Gedankenprozess, sondern auch für kollektives Erinnern. Wir wissen um das Thema Gewalt gegen Frauen, patriarchale Gesellschaftsstrukturen und das Leid, das damit einhergeht. Trotzdem gab es 2021 29 Femizide, jede fünfte Frau ist körperlicher oder sexueller Gewalt ausgesetzt. Es ist von immenser Wichtigkeit sich immer wieder im Rahmen der Kunst dieser schmerzhaften Realität zu nähern und Ursprung sowie Folgen von Gewalt zu thematisieren. Mit der Produktion „DU HERBERT“ ist der Aufruf verbunden, sich kollektiv mit allen Frauen, die Gewalt ausgesetzt waren, zu solidarisieren und jener, die ermordet wurden, zu erinnern.“ Mag.a Veronica Kaup-Hasler, Amtsführende Stadträtin für Kultur und Wissenschaft

Die künstlerische Umsetzung ist auch als Intervention zu verstehen, die Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit sucht – neben der Installation finden vom 22. März bis zum 5. April jeden Dienstag, Mittwoch, Freitag und Samstag um jeweils 19:00 etwa 70-minütige Vorstellungen statt.

„Als Menschenrechts- und Theaterbezirk sind wir besonders stolz auf unsere Bühnen im Neunten, gerade auch weil sie kritische Reflexionen der Gesellschaft ermöglichen. Aktionen, wie die des Schauspielhauses tragen dazu bei, die Gewaltspirale in der Gesellschaft aufzubrechen. Es ist längste Zeit, Gewalttaten gegen Frauen* als geschlechtsspezifische Menschenrechtsverletzung zu thematisieren und enttabuisieren.“ Mag.a Saya Ahmad, Bezirksvorsteherin am Alsergrund

Die Produktion entsteht in Kooperation mit dem Haus der Geschichte Österreich (hdgö), ein Museumsbesuch ist im Eintrittspreis des Theaterstücks inkludiert. Begleitend zur Performance findet am 28. März um 17 Uhr eine Kuratorenführung mit Stefan Benedik unter dem Titel „Keine Privatsache. Geschlecht, Gewalt und Geschichte“ statt. Am 31. März findet im Anschluss an die Vorstellung ein Publikumsgespräch mit „Claim the Space“ zum Thema feministischer Aktionismus und Femizide statt. Weitere Gesprächsrunden mit diversen Gewaltpräventions- und Opferschutz-Organisationen sind geplant.

„Häusliche Gewalt ist keine Privatsache, Arbeit mit Täter:innen zur Vermeidung von neuerlicher Gewalt ist ein wichtiger Schritt für den Opferschutz!“ Nikolaus Tsekas, NEUSTART Wien

„DU HERBERT – Ein Einblick in die Grausamkeit“ von Lydia Haider, Judith Goetz, Marina Weitgasser

URAUFFÜHRUNG / Regie: Antje Schupp / 22. März 2023 – 5. April 2023 (jeweils ab 19h)

Details unter: www.schauspielhaus.at/du_herbert

Veranstaltungsort: Glaskubus am Heldenplatz. Treffpunkt und Abendkassa im Foyer des Hauses der Geschichte Österreich (hdgö), Heldenplatz, Wien. TRIGGERWARNUNG: „DU HERBERT“ verhandelt männliche Gewalttaten und arbeitet mit expliziten Schilderungen von Femiziden, Suizid sowie sexualisierter und/oder häuslicher Gewalt.

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