Als das Wiener Volkstheater damals zur Unterscheidung von anderen nationalen Bühnen der Donaumonarchie unter dem Namen Deutsches Volkstheater 1889 gegründet wird, ist die Wiener Theaterlandschaft noch stark nach Ständen unterteilt: das Burgtheater etwa ist als kaiserliches Privattheater der Hocharistokratie vorbehalten.
Das Volkstheater wurde 1889 vom Dichter Ludwig Anzengruber und dem Industriellen Felix Fischer durch den Verein des Deutschen Volkstheaters begründet. Es wurde zur Unterscheidung von den anderen Nationalitäten der Donaumonarchie „Deutsches Volkstheater“ genannt und sollte ein bürgerliches Gegenstück zum kaiserlichen Hofburgtheater schaffen. Erster Präsident war der Stuhlfabrikant Franz Thonet. Den Intentionen der Gründer zufolge sollten neben dem Volksstück vor allem klassische und moderne Dramen einer breiten Bevölkerungsschicht nahegebracht werden. Ein großer Zuschauerraum war neben erschwinglichen Preisen dafür Voraussetzung. Als Standort wurde der Weghuberpark zwischen den kaiserlichen Stallungen und dem Palais Trautson ausgewählt.
Am 14. September 1889 wurde das Theater mit Ludwig Anzengrubers Schauspiel „Der Fleck auf der Ehr’“ eröffnet.
Das Bürgertum und der zu dieser Zeit hochgekommene Geldadel betrachteten das Deutsche Volkstheater stolz als „ihr Haus“ und traten damit in Opposition zu den Hoftheatern, die der Aristokratie gehörten. Die Hofintendanz, die schon lange den Plan hegte, in Wien ein zweites Schauspielhaus zu eröffnen und dies im Deutschen Volkstheater gefunden zu haben glaubte, wollte nur warten, bis das Theater heruntergekommen war, um es dann billig zu kaufen. Doch das neue Haus feierte Erfolg um Erfolg, das französische Lustspiel bildete dabei seine Domäne.
Künstlerische Höhepunkte erlebte das Volkstheater in den 1920er Jahren unter den Direktoren Alfred Bernau und Rudolf Beer, die nicht nur aufregende Spielpläne boten, sondern auch die bedeutendsten Schauspieler, Regisseure und Bühnenbildner der Zeit ans Haus holten. Von 1938 bis 1945 wurde das Theater Teil des nationalsozialistischen Freizeitprogramms Kraft durch Freude der Deutschen Arbeitsfront unter Walter Bruno Iltz. In der Nachkriegszeit verantwortete der Regisseur und Schauspieler Günther Haenel als Direktor einen modernen Spielplan gesellschaftskritischer Prägung.
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