OESTERREICH

Beethoven-Preis für Maria Joâo Pires

Der Internationale Beethoven-Preis für Menschenrechte geht in diesem Jahr an die portugiesische Pianistin Maria Joâo Pires.

Die 77-Jährige erhält die Auszeichnung für ihre zahlreichen Musikprojekte in speziellen sozialen Kontexten und für ihr Partitura-Projekt mit jungen Künstlerinnen und Künstlern. Die Jury lobte, dass Maria Joâo Pires einen neuen Stil im Umgang mit ihren Schülerinnen und Schülern geprägt habe. Anders als bei klassischen Meisterkursen finde in ihren Projekten ein Austausch auf Augenhöhe statt. Der Beethoven-Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird in diesem Jahr zum siebten Mal vergeben.

Pires begann sehr früh mit dem Klavierspiel und gab ihr erstes Konzert im Alter von fünf Jahren. Mit sieben spielte sie Klavierkonzerte von Mozart, und mit neun Jahren gewann sie den 1. Preis beim portugiesischen Jugendmusikwettbewerb. Von 1953 bis 1960 studierte sie bei Campos Coelho und Francine Benoît am Conservatório Nacional in Lissabon. Sie setzte ihre Studien in Deutschland fort, zunächst in München bei Rosl Schmid an der Staatlichen Akademie der Tonkunst, dann bei Karl Engel an der Musikhochschule Hannover.

Der internationale Durchbruch gelang Maria João Pires 1970, als sie in Brüssel den Wettbewerb internationaler Rundfunkanstalten zum 200. Geburtstag Ludwig van Beethovens gewann. Sie wäre lieber Kammermusikerin geworden, wenn sie „früher die richtigen Musiker getroffen“ hätte. Den Medien und dem internationalen Musikbetrieb steht sie äußerst kritisch gegenüber: „Karriere zu machen, das geht gegen die Musik.“ Wie Glenn Gould liebt sie die Intimität des Aufnahmestudios mehr als den Trubel der Konzertsäle. Beifall ist ihr eher peinlich:

„Musik, das ist ja auch nicht nur die Schöpfung eines Menschen. Da ist noch etwas anderes. Ein Komponist hat in sich die Kräfte und Möglichkeiten, die man nicht erklären kann; aber auch er hat sie von irgendwoher – von der ganzen Welt, vom Universum. Ich bin als Interpret nur ein Sender, der die Musik weitergibt.“

– Maria João Pires
Pires hat Werke von Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven, Robert Schumann, Franz Schubert, Wolfgang Amadeus Mozart, Johannes Brahms, Frédéric Chopin und anderen Komponisten eingespielt. Der musikgeschichtlichen Entwicklung folgt sie bis Béla Bartók. Zur Neuen Musik sagt sie:

„Die Tendenz, die mich an moderner Musik stört, ist schwer zu beschreiben. Es liegt ein Mangel vor, ein Mangel an Ausgeglichenheit, an Gleichgewicht zwischen dem menschlichen Geist auf der einen Seite und dem Unendlichen, dem All auf der anderen Seite. … Darum habe ich keine Beziehung zur Moderne, obwohl es zweifellos einzelne sehr gute Stücke gibt.“


2012 initiierte Pires in Brüssel ein Projekt zur Musikausbildung benachteiligter Kinder und eine Plattform für die Zusammenarbeit von Künstlern verschiedener Generationen, die ihnen Entwicklungsmöglichkeiten jenseits der Konkurrenz der internationalen Musikszene bietet.

Für ihre zahlreichen Musikprojekte in speziellen sozialen Kontexten und für ihr Partitura-Projekt mit jungen Künstlerinnen und Künstlern erhält sie den Beethoven-Preis 2021.

Maria João Pires war mit dem Violinisten Augustin Dumay verheiratet und hat sechs Kinder.[1] Sie lebte seit 2006 in Lauro de Freitas in Brasilien und nahm 2010 die brasilianische Staatsbürgerschaft an. 2018 beendete sie ihre aktive Konzertlaufbahn und lebt in Brüssel.

Textquelle Wikipedia

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