Spiel des Lebens – Aufnahmeprüfung am Max Reinhardt Seminar

Es gibt keine Mikrophone, das Licht ist fahl und die „Showbühne“ abgewetzt: die Aufnahmeprüfung für angehende SchauspielerInnen am berühmten Max-Reinhardt-Seminar in Wien versprüht wenig Glamour, ist dafür umso mehr voller Spannung, Leidenschaft und persönlichen Katastrophen.

Zu Beginn der neuen ORF-Staffel „Die große Chance“ gibt Florian Gebauer einen Einblick in eines der ältesten Castings der Welt und begleitet fünf von jährlich bis zu 800 Anwärtern auf einen der begehrten 12 Studienplätze.

Eine Tour de force der Emotionen: Sein oder Nichtsein, Nervenflattern, Schweiß und Tränen.

Carola und Kristina sind aus Deutschland angereist, für Carola ist es der vierte Anlauf. Damit gilt sie als Anfängerin.

Elena probiert es hier zum 17. Mal. „Klaus Maria Brandauer soll sich 30 Mal beworben haben“, raunt jemand über den Flur.

Adrian hat bereits eine Ballett-Ausbildung am Wiener Konservatorium absolviert. Aber kann er auch ein berühmter Schauspieler werden? Merci ist vor fünf Jahren als Au-Pair-Mädchen aus Kenia nach Österreich gekommen. Jetzt studiert sie Soziologie. Doch Merci weiß: die Bühne ist ihr Leben.

Gleich zu Beginn werden aus all den ganz individuellen Persönlichkeiten — Nummern. Durch die Anonymität soll verhindert werden, dass Bewerber und Bewerberinnen mit bekannten Namen bevorzugt werden.

Bis zu zehn Stunden langes Warten, Spannung halten, aber nicht überziehen, dann der Auftritt: nach zwei Minuten ist alles vorbei. Schon am ersten Tag siebt die Jury mehr als 80 Prozent der AspirantInnen gnadenlos aus. „Ich glaub in dem Beruf muss man mit dem Scheitern umgehen lernen. Letztendlich ist es auch immer eine Frage des Typs. Jede Schule hat ihren eigenen Stil“, beruhigt Carola sich und die anderen. Dann eine gute Nachricht: sie ist weiter!

Merci nimmt die Sache ernst, aber eher als Übung. Sie hat sich in Graz an der Schauspielschule beworben. „Das hier ist für mich ein Warm-up, also ich geh jetzt da nicht so mit einer großen Erwartung hinein“, sagt sie. Ganz anders Adrian: Er hat sich mit einer professionellen Schauspiellehrerin akribisch auf diesen Drei-Tage-Wettbewerb vorbereitet. „Den Text wirklich denken und die Phantasie arbeiten lassen“, immer wieder memoriert er diese Sätze seiner Lehrerin. Bald nach seinem Vorsprechen, von dem er ein gutes Gefühl mitgenommen hat, eilt er mit klopfendem Herzen zum Aushang mit den Ergebnissen der ersten Runde: Adrian ist draußen, eine niederschmetternde Nachricht.
Auch die dritte Runde wird von Tränen begleitet. Merci kann es nicht fassen, sie ist an der für sie besten Schauspielschule der Welt aufgenommen worden. Das habe sie den Kindern zu verdanken, sagt die gebürtige Kenianerin noch, denn die hätten ihr als Au-Pair-Mädchen viel Phantasie und die deutsche Sprache beigebracht.

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