Die Kunstmeile Krems bildet mit ihrer Vielzahl an Museen, Galerien, Kunst- und Musikfestivals ein einzigartiges Kunst- und Kulturareal. Sie erstreckt sich auf einer fußläufigen Entfernung von 1,6 km (= 1 Meile) vom Minoritenplatz in Stein über den Museumsplatz bis zum Dominikanerplatz in der Altstadt von Krems.
24 neue Ausstellungen in den fünf zentralen Museen, vier Festivals, ein Lichtfest, zwei Klangkunstwerke im Klangraum Krems Minoritenkirche sowie ein Open Air Kino beim Kesselhaus werden nächstes Jahr auf der Kunstmeile Krems geboten. Ein facettenreiches Sommerprogramm mit Walking Concerts, Artist Talks und Workshops macht Krems im Juli und August zum Kulturhotspot in Niederösterreich. Fixer Höhepunkt für Familien ist das Kinder.Kunst.Fest am Nationalfeiertag, das 2023 bereits zum fünften Mal stattfindet.
Sokol-Schwerpunkt im Karikaturmuseum Krems
Erich Sokol gilt in der Karikatur und Satire als Wegbereiter einer neuen österreichischen Schule. 2023 ehrt das Karikaturmuseum Krems den 90. Geburtstag des 2003 verstorbenen Künstlers auf besondere Weise: Eine Jubiläumsschau zeigt Sokols Titelseiten, die er über 20 Jahre lang für die Wochenendausgabe der Kronen Zeitung anfertigte. Von Niki Laudas erstem WM-Titel bis zum 70. Geburtstag des Dokumentarfilmers Hans Hass sind rund 70 Originale aus der Zeit von 1975 bis 1996 zu sehen (11.03.–29.10.2023). Am 10.03.2023 wird der SOKOL – Preis für digitale Karikatur, kritische Zeichenkunst und Satire in einer Festveranstaltung vergeben. Die Ausstellung „The Award Goes To …“ (18.02.2023–28.01.2024) präsentiert die Preisträger:innen aus den Jahren 2018 und 2023. Am 31.03.2023, Sokols Geburtstag, erwartet die Besucher:innen ein Spezialprogramm mit Führungen und Geburtstagstorte.
Ausgehend von Sokols Porträt von Kaiser Franz Joseph beleuchtet „Der unsterbliche Österreicher“ (18.02.2023–28.01.2024) mit weiteren Originalen von Manfred Deix, IRONIMUS, Stefanie Sargnagel, Gerhard Haderer oder Margit Krammer das gesellschaftspolitische Geschehen in Österreich von seinen schillernden Momenten bis zu den Abgründen.
Die besten Buch-Illustrationen des österreichischen Kinder- und Jugendbuchautors Erwin Moser (1954–2017) garantieren einen weiteren spannenden Besuch für Kinder und Erwachsene im Karikaturmuseum Krems (04.03.2023–30.06.2024).
Barocke Schätze und Schiele in der Landesgalerie Niederösterreich
Die Landesgalerie Niederösterreich beleuchtet in einer großen Ausstellung herausragende Meisterwerke österreichischer Kunst vom Barock bis zur Gegenwart aus der facettenreichen Kunstsammlung des Landes Niederösterreich. Vom ältesten Werk, einer barocken Altartafel von Martin Johann Schmidt, bis zum jüngsten Gemälde aus dem Jahr 2021 von Franziska Maderthaner macht die Schau die Entwicklung des österreichischen Kunstschaffens der letzten 250 Jahre auf eindrückliche Weise erlebbar. Rund 130 Kunstwerke von Egon Schieles „Zerfallende Mühle“, über aristokratische Porträts, biedermeierliche Landschaftsmalerei, impressionistische Stimmungsbilder, Nachkriegsavantgarde, Malerei der Neuen Wilden bis zu feministischen Positionen sind zu sehen. Vertreten sind rund 60 Künstler:innen, darunter Renate Bertlmann, Maria Lassnig, Anton Romako, Ferdinand Georg Waldmüller, Franz West und Erwin Wurm (13.05.2023–11.02.2024).
Sammlungen im Scheinwerferlicht
Die Sonderausstellung im museumkrems gibt unter dem Titel „offline_online“ einen Einblick in die grafische Sammlung des Museums. Der Medienkünstler Thomas Wagensommerer setzt sich in diesem Rahmen mit Urheberfragen auseinander und generiert auf Basis digitalisierter Druckgrafiken des „Kremser Schmidt“ neue Bilder (26.03.–15.11.2023).
Das Forum Frohner stellt Arbeiten von Oswald Oberhuber und Adolf Frohner aus der Sammlung der Brüder Christian und Stephan Ettl vor (20.05.–22.10.2023).
7 Gruppenausstellungen
Insgesamt sind auf der Kunstmeile Krems 2023 sieben Gruppenausstellungen zu sehen. Für die Herbstausstellung hat die Kunsthalle Krems zwölf internationale und österreichische Künstler:innen – darunter Nathalie Djurberg, Jonathan Meese und Teresa Margolles – eingeladen, sich mit dem Thema der sieben Todsünden auseinanderzusetzen. Ein überkonfessioneller Zugang steht bei den Arbeiten, die von der humorvollen Zeichnung über Film und Skulptur bis zur Installation reichen, im Vordergrund (14.10.2023–01.04.2024).
17 Einzelausstellungen
Die Kunsthalle Krems präsentiert die erste umfangreiche monografische Ausstellung von Eduardo Chillida (1924–2002) in Österreich. Der in San Sebastián geborene baskische Künstler gilt als Meister der abstrakten Skulptur und zählt zu den bedeutendsten Bildhauern des 20. Jahrhunderts. Die Konstellationen zwischen Skulptur und Arbeiten auf und mit Papier stehen im Zentrum der Ausstellung in Krems (29.04.–24.09.2023).
Die weiteren sechzehn Einzelausstellungen beleuchten das Schaffen von Künstler:innen wie Eva-Maria Raab und Christiane Peschek in der galeriekrems, von Wolfgang Ammer und des Social Media-Stars toxische Pommes im Karikaturmuseum Krems oder des/der künftigen niederösterreichischen Würdigungspreisträger:in 2023 in der Landesgalerie Niederösterreich.
In Memoriam Herwig Zens
Dem 2019 verstorbenen, niederösterreichischen Künstler Herwig Zens widmet die Kunstmeile Krems anlässlich seines 80. Geburtstags zwei Ausstellungen im Herbst: In der Personale in der Landesgalerie Niederösterreich (04.11.2023–14.04.2024) sind u. a. seine Neuinterpretationen von Francisco de Goya und eine Variante seines „Radierten Tagebuchs“ zu sehen. Das einzigartige autobiografische Zeugnis entstand über einen Zeitraum von rund 40 Jahren. 2005 maß der Gesamtdruck beachtliche 40 Meter. Im Forum Frohner treffen Zens‘ Radierungen zum Thema Tod und Vanitas auf Arbeiten von Adolf Frohner (04.11.2023–01.04.2024).
Alltagsgegenstände und Nachhaltigkeit
Mit Sperrmüll aus Krems richtet der österreichische Künstler Alfredo Barsuglia in der Dominikanerkirche Krems einen skulpturalen Wohnraum ein. Mit seiner spektakulären Installation wirft er Fragen zu Ressourcenknappheit, Umweltschutz und Nachhaltigkeit auf (23.04.–04.06.2023).
Frenzi Rigling arrangiert Alltagsgegenstände, Fundstücke aus der Natur, Kleidungsstücke und Stoffreste zu vielschichtigen Kunstobjekten. Man darf gespannt sein, wie die in Niederösterreich und Wien lebende Künstlerin in der Landesgalerie Niederösterreich eine Ästhetik des Bewahrens inszeniert (13.05.–12.11.2023).
Mit Versatzstücken aus der Drag-Queen-Szene arbeitet Damir Očko. Der bedeutendste Künstler Kroatiens seiner Generation erfüllt die Dominikanerkirche Krems mit queeren Themen (01.07.–29.10.2023). In seine surreal-melancholische Installation baut er Partyreliquien wie leere Alkoholflaschen, Cocktailgläser, falsche Wimpern oder Glitter ein.
Ein Gegenpol dazu ist das installative Projekt von Angela Glajcar in der Landesgalerie Niederösterreich. Die deutsche Künstlerin wird mit einer monumentalen Installation aus Papier das Erdgeschoss in einen einzigartigen Erlebnisraum verwandeln und auf die unmittelbare Umgebung des Museums Bezug nehmen (ab 25.03.2023).
Dauerbrenner: Afrikanische Porträts und Bergmalerei
Vier im Herbst 2022 erfolgreich angelaufene Ausstellungen sind auch 2023 noch zu sehen: Die Gruppenausstellung „The New African Portraiture. Shariat Collections“ in der Kunsthalle Krems löste bei der Presse und in der Kunstlandschaft eine große Resonanz aus. Sie ist die erste Schau über zeitgenössische afrikanische figurative Malerei in Europa. 24 Künstler:innen afrikanischer Herkunft wie Cornelius Annor, Amoako Boafo, Alexandre Diop oder Turiya Magadlela setzen sich mit dem afrikanischen Kontinent, der Diaspora und der Black Identity auseinander (noch zu sehen bis 10.04.2023).
In der Landesgalerie Niederösterreich beleuchtet „Alpine Seilschaften. Bergsport um 1900“, wie um die Jahrhundertwende ein breites Publikum für die Schönheit der Bergwelt begeistert und die Popularität des Bergsports gesteigert wurde (noch zu sehen bis 08.10.2023). Die Personale zu Thomas Reinhold, dem niederösterreichischen Würdigungspreisträger 2022, läuft noch bis 16.04.2023.
Das Forum Frohner gibt bis 26.03.2023 Einblick in das zeichnerische Œuvre von Adolf Frohner.
Vier Festivals und ein Lichtfest
Das Festival Imago Dei steht 2023 unter dem Titel „Balance“ (17.03.–10.04.2023) und lässt zwei Musiker anlässlich ihres 80. Geburtstags hochleben: den bedeutenden österreichischen Komponisten HK Gruber sowie den Geiger und Dirigenten Ernst Kovacic. Neben den Schwerpunkten „Zwischentöne Polen“ und „Imago Deae“ werden die beliebt gewordenen Morgenkonzerte in der Karwoche fortgesetzt. Dafür hat Imago Dei u. a. die Autorinnen Barbara Frischmuth, Anna Kim, Ana Marwan und Maja Haderlap mit Texten beauftragt. Das Grande Finale macht Georg Friedrich Händels „Messias“ (Company Of Music) am Ostermontag (10.04.2023).
Das donaufestival (28.–30.04 und 05.–07.05.2023) stellt in einzelnen performativen und installativen Arbeiten die Endlichkeit der Zivilisation und das Ende des Mensch-Seins in den Raum. Auftreten werden u. a. Kim Noble, die Künstler:innengruppe Toxic Temple und Jelena Jureša. In einer beeindruckenden Videoinstallation in der Kunsthalle Krems führt der österreichische Künstler Oliver Ressler die fortschreitende Erwärmung der Arktis und die daraus resultierenden Kettenreaktionen vor Augen (29.04.–18.06.2023).
Das Festival Glatt&Verkehrt blickt vom 14. bis 30.07.2023 nach Osten und sucht, von den unmittelbaren Nachbarn in Europa bis zu ferneren Gebieten in Asien, nach aktuellen Musikideen, die zwischen Tradition und Avantgarde faszinieren. Einige Konzerte stellen das Schlagwerk als Hauptakteur von Musikstücken in den Mittelpunkt.
Die Europäischen Literaturtage (16.–19.11.2023) machen den Klangraum Krems Minoritenkirche zu einem inspirierenden Begegnungsort mit internationalen Autor:innen. Das Leitthema 2023 lautet „Tiere und andere Menschen“. Unter dem Titel „Verborgenes und Erlesenes“ werden auch wieder unbekannte Schauplätze in Krems mit Literatur und Musik erfüllt. Den Abschluss macht die Verleihung des Ehrenpreises des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln.
Zum dritten Mal in Folge bringt das Lichtfest Krems im November (02.–12.11.2023) mit rund einem Dutzend Interventionen die Schönheit der historischen Altstadt zur Geltung. Die Lichtinstallationen sind kostenfrei zu besichtigen und regen zum Nachdenken über die Bedeutung von Energie und Licht an.
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