Die Meldung, dass die Late-Night-Show Jimmy Kimmel Live! vorerst die Produktion einstellt, mag auf den ersten Blick wie eine gewöhnliche Programmänderung klingen, doch sie ist weit mehr als das.
Beitrag von Günter Wolfgang:
Nachdem Jimmy Kimmel sich kritisch zu den Umständen des Attentats auf den Trump-Vertrauten Charlie Kirk äußerte, setzte der Sender ABC seine Talkshow vorläufig ab. Donald Trump nahm daraufhin in den sozialen Medien Stellung und begrüßte die Entscheidung, Kimmels Show abzusetzen. Er bezeichnete Kimmel als schlecht und gratulierte ABC zu diesem Schritt.
Die Absetzung von Jimmy Kimmels Late-Night-Show nach dessen Äußerungen zu den Hintergründen des Attentats auf Charlie Kirk ist mehr als eine einfache Programmänderung, es ist ein alarmierendes Signal für den Zustand der Meinungsfreiheit in den US-amerikanischen Medien. Was als Reaktion auf eine als „umstritten“ wahrgenommene Aussage dargestellt wird, entlarvt die fragile Unabhängigkeit der TV-Sender, die unter dem Druck politischer Strömungen und ihrer mächtigsten Vertreter nachzugeben scheinen.
Kimmel ist seit Jahren einer der schärfsten Kritiker Donald Trumps. Seine Sendung hat sich von einer reinen Unterhaltungsshow zu einer Plattform für scharfe politische Satire entwickelt, die die Mächtigen ins Visier nimmt. Dieser Wandel machte ihn zu einem prominenten Ziel für Angriffe aus dem Lager der Konservativen.
Es offenbart die schnelle Reaktion des Senders, dass politische Ansichten und die Angst vor Konfrontation heute eine größere Rolle spielen als redaktionelle Unabhängigkeit. Der Fall Kimmel steht stellvertretend für eine immer stärker werdende Tendenz das Satiriker und Journalisten, die sich gegen die herrschende politische Strömung stellen, werden nicht mehr nur in den sozialen Medien angegriffen, sondern sehen sich einem direkten Druck ausgesetzt, der bis zur beruflichen Konsequenz führen kann. Das absetzen eines prominenten Moderators ist somit keine Bestätigung des „fehlenden Talents“, wie Trump es darstellt, sondern ein beunruhigender Indikator dafür, wie die Politik die Medienlandschaft zu formen versucht.
Die Einbahnstraße der Meinungsfreiheit: Ein zynischer Tanz der Macht
Die Losung der „Meinungsfreiheit“ hat sich in der politischen Rhetorik von Donald Trump und seinem Vizepräsidenten zu einem omnipräsenten Schlachtruf entwickelt. Sie präsentieren sich als letzte Verteidiger der freien Rede gegen eine vermeintlich unterdrückerische „Cancel Culture“ und die Zensur der großen Tech-Konzerne. Doch bei näherer Betrachtung entpuppt sich diese Haltung nicht als ein universelles, demokratisches Prinzip, sondern als ein zynisches Werkzeug, das nur so weit gilt, wie es der eigenen politischen Agenda dient.

© Bild Erin Scott, Public domain, via Wikimedia Commons
Die Doppelzüngigkeit dieses Diskurses ist kaum zu übersehen. Während man sich auf die Fahne schreibt, gegen die Beschränkung der Meinungsfreiheit durch Plattformen wie Meta oder Google zu kämpfen, werden gleichzeitig jene, die eine abweichende Meinung vertreten, aufs Schärfste angegriffen und diskreditiert. Journalisten, die kritisch berichten, werden pauschal als „Feinde des Volkes“ oder „Lügenpresse“ gebrandmarkt. Diese Rhetorik ist kein Zufall, sondern ein gezielter Versuch, das Vertrauen in unabhängige Medien zu untergraben. Anstatt eine offene Debatte zu fördern, wird die öffentliche Kritik an der Regierung als unpatriotisch und illegitim dargestellt.
Der Bruch mit dem propagierten Freiheitsideal zeigt sich wiederholt das Journalisten, die sich kritisch äußerten, mit Klagen bnedroht oder ihnen der Zugang zu Pressebriefings verwehrt swerde. Diese Maßnahmen sind das genaue Gegenteil dessen, was man von Verfechtern der Meinungsfreiheit erwarten würde. Es ist der Versuch, einen öffentlichen Diskurs zu schaffen, in dem nur die eigene Version der „Wahrheit“ Bestand hat und in dem Abweichler zum Schweigen gebracht werden. Die Meinungsfreiheit gilt demnach nur als schützenswert, wenn sie sich in Form von Zustimmung oder bedingungsloser Loyalität äußert.
Dieses selektive Verständnis von Meinungsfreiheit ist eine der gefährlichsten Entwicklungen für eine Demokratie. Es höhlt nicht nur das Vertrauen in die Institutionen aus, die das Recht auf freie Rede garantieren sollen, sondern schafft auch ein Klima der Angst und unsischerheit ihre eigene Meinung zu äußern aus Sorge vor beruflichen Konsequenzen oder persönlicher Verunglimpfungen.
Der ständige Verweis auf die „Meinungsfreiheit“ dient in diesem Kontext nicht der Verteidigung eines Grundrechts, sondern der Legitimation einer autoritären Machtstrategie. Der Appell an die Freiheit wird zur Waffe gegen jene, die sie am meisten in Anspruch nehmen. In dieser Einbahnstraße der Meinungsfreiheit ist die einzige Stimme, die wirklich zählt, die eigene.
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