Stefan Raab- das Ende einer Ära?

Stefan Raab war lange Zeit der ungekrönte König des deutschen Unterhaltungsfernsehens. Mit seiner unverwechselbaren Mischung aus anarchischem Humor, medialer Omnipräsenz und der Fähigkeit, aus jedem Unsinn ein Quotengarant-Format zu machen, prägte er eine ganze Generation von Zuschauern. Doch als er 2015 überraschend seinen Abschied ankündigte, verabschiedete er sich als unantastbare Legende.

© Bild Daniel Kruczynski, CC BY-SA 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0, via Wikimedia Commons

Nach seinem vielbeachteten Comeback bei RTL, ist es an der Zeit, eine kritische Bestandsaufnahme zu machen. Ist Stefan Raabs Zeit im Fernsehen wirklich vorbei? Die Antwort, die sich aus den Reaktionen des Publikums und der Medien abzeichnet, zeigt derzeit eher ein klares „Ja“.

Das Scheitern der Retrospektive

Raabs Rückkehr war von vornherein ein riskantes Unterfangen. Er musste sich nicht nur gegen eine stark veränderte Medienlandschaft behaupten, sondern auch gegen das Bild, das die Zuschauer von ihm in den letzten Jahren aufgebaut hatten: das Bild einer Ikone, die wusste, wann sie gehen musste. Statt neue Wege zu beschreiten, hat sich Raab jedoch entschieden, an seinem alten Erfolgsrezept festzuhalten.

Die neuen Formate, die er auf RTL präsentiert, wirken wie ein Aufguss seiner früheren Shows. Das „Nippelboard“ wurde durch ein Smartphone ersetzt, die Witze sind die gleichen, und der Habitus des Entertainers ist unverändert. Was vor 20 Jahren als „frech“ und „innovativ“ galt, wirkt heute oft nur noch plump und altbacken.

Fremdscham statt Faszination?

Das Urteil des Publikums in den sozialen Medien ist vernichtend. Die Kommentare reichen von „Fremdscham“ und „peinlich“ bis hin zu „Raab zerstört gerade sein eigenes Denkmal“. Die Leichtigkeit, die seine Shows einst auszeichnete, ist einem spürbaren Bemühen gewichen, krampfhaft witzig zu sein. Viele seiner Gags sind nur noch schwach oder gar nicht mehr nachvollziehbar.

Ein besonders drastisches Beispiel hierfür ist die Episode, in der Raab in seiner Show „Die Stefan Raab Show“ mit Nackt-Performances für Aufsehen sorgte. Was als Provokation gedacht war, endete in einer hitzigen Debatte über Jugendschutz und schockierte selbst langjährige Fans. Der Versuch, mit Schmuddel-Humor zu punkten, zeigt die Hilflosigkeit, mit der der Entertainer in der heutigen Zeit agiert. Er scheint nicht zu verstehen, dass sich das Publikum und die Sehgewohnheiten geändert haben.

Die Ironie des Schicksals

Die Ironie der Geschichte ist, dass seine einstige Shows „TV Total“ die Raab für ProSieben entwickelte und Moderrierte mit dem neuen Moderator Sebastian Pufpaff noch immer erfolgreich ist in dem man das Konzept in die Gegenwart umgesetzt hat. Raab selbst scheint aber derzeit unfähig zu sein, sich von seinem eigenen Schatten zu lösen. Er kämpft verzweifelt gegen sein Erbe an, indem er es unverändert recycelt.

Isr das jetzt das Ende einer der TV-Legende?

Sein Comeback hat diesen Mythos zumindestens derzeit entzaubert. Es ist die traurige Erkenntnis, dass seine Zeit als aktiver Entertainer im Fernsehen den Anschein macht als wäre es tatsächlich vorbei. Vielleicht wäre es für ihn besser gewesen, die Bühne als Legende zu verlassen, anstatt als gefallener Held zurückzukehren.

Wir sind gespannt wie sich das ganze entwickeln wird!

Andreas Schwarz

#medien #tv

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