Über die Teilnahme von Israel am nächsten Eurovision Song Contest soll abgestimmt werden.

© Bild Wojciech Pędzich, CC BY 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by/4.0, via Wikimedia Commons
Der Eurovision Song Contest (ESC), der sich eigentlich als unpolitisches Musikfest versteht, steht vor einer Zerreißprobe. Angesichts der anhaltenden Debatten und Boykottdrohungen mehrerer Mitgliedsländer wird die Europäische Rundfunkunion (EBU), der Veranstalter des Wettbewerbs, im November über die Teilnahme Israels am ESC 2026 abstimmen lassen.
Der Hintergrund: Boykottdrohungen und tiefe Spaltung
Die Teilnahme des israelischen Senders Kan war bereits bei den letzten beiden Ausgaben des ESC im Zentrum heftiger politischer Proteste gestanden, die im Zusammenhang mit dem Gaza-Krieg stehen. Nun hat sich die Lage zugespitzt: Sender aus Ländern wie Irland, den Niederlanden, Spanien und Slowenien haben öffentlich damit gedroht, dem Wettbewerb 2026 in Wien fernzubleiben, sollte Israel erneut antreten dürfen.
Ein Vermittlungsversuch innerhalb der EBU, einen Konsens zu finden, scheiterte Berichten zufolge an einer „beispiellosen Meinungsvielfalt“. Daraufhin beschloss der EBU-Vorstand, die Entscheidung über Israels Teilnahme an die breitere Basis seiner Mitgliedsorganisationen zu delegieren.
Die Abstimmung soll in einer außerordentlichen Online-Generalversammlung der EBU-Mitglieder Anfang November stattfinden. Alle aktiven EBU-Mitglieder, also öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten aus über 50 Ländern, sind zur Stimmabgabe berechtigt. Dazu gehören auch Nicht-ESC-Teilnehmer, die aber EBU-Mitglieder sind.Für einen Ausschluss Israels wird voraussichtlich eine einfache Mehrheit der abgegebenen Stimmen genügen, was die Entscheidung für Israel deutlich erschwert.
Die Debatte verläuft entlang klarer politischer Linien: Während einige Länder (darunter Deutschland und Österreich als Gastgeber 2026) vor einer „Cancel Culture“ warnen und darauf bestehen, dass der ESC die Völker verbinden soll, sehen die Befürworter eines Ausschlusses das Präzedenzfall Russlands, das nach dem Angriff auf die Ukraine ausgeschlossen wurde, als relevant an.
Die israelische Rundfunkanstalt Kan appellierte an die EBU, den kulturellen und unpolitischen Charakter des Wettbewerbs zu wahren. Die Abstimmung im November wird daher nicht nur über eine Teilnehmerliste entscheiden, sondern auch darüber, wie die EBU künftig mit politischen Konflikten umgeht, die ihren größten Wettbewerb spalten. Das Ergebnis könnte weitreichende Konsequenzen für die Zukunft des Eurovision Song Contest haben.
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