Herbstzeit ist Kirtazeit. Zumindest in Altötting. Seit 50 Jahren gibt es dieses kleine Volksfest wieder. Damals wurde es von der heimischen Wirtschaft ins Leben gerufen. Es war eine Mischung aus Einkaufen, genussvoll feiern und auch altes Handwerk neu entdecken.

Copyright: Kultur Online TV-FM Sebastian und Simone Hell freuen sich über eine gelungene Kirta
Heute kümmert sich vor allem die Familie Hell um den Erhalt dieser Tradition. In Altötting ist der Kirta ein Begriff. Doch wissen die Wenigsten heute noch, welche Bedeutung dieses hat.
Das Kirchweihfest
Nicht nur im Bayernland standen einst Glaube und Kirche ganz oben auf dem Zettel. Deshalb feierte jeder Ort die Weihe seiner Kirche, die Kirchweih, was gleichzeitig mit einem Fest außerhalb der heiligen Hallen verbunden war. Irgendwann fiel den Wichtigen ein, die Kirchweih auf den 3. Sonntag im Oktober zu legen. Die Feste rundherum schliefen irgendwann ein. Mancherorts erwachte die Idee wieder. Wie hier in Altötting oder auch in Salzburg. Beide modernen Feste entstanden fast zur gleichen Zeit mit einer ähnlichen Intention. Die Altöttinger feiern traditionell rund um den 3. Oktober, weil hier ein Feiertag mit dem „Tag der Deutschen Einheit“ integriert ist.

Copyright Kultur Online TV Die Köche präsentieren ihre Künste rund um den Kürbis
Zeitenwandel
Simone Hell von der gleichnamigen Brauerei organisiert die Kirta. Ihr Brauhaus zeichnet für das Herz der Kirta, den Stadel verantwortlich. „Vor zwei Jahren haben wir das Zelt durch den Stadel ersetzt. Hier ist es schön gemütlich und man kann gut einheizen“, sagt sie. Sohn Sebastian Hell freut sich: „Die Leute kommen gerne hierher. Es ist fast wie einer Almhütte. Meine Mutter und ihre Freundin dekorieren den Stadel immer sehr liebevoll.“ Neben dem Wandel beim Konsumverhalten, versuchen die Hells ein abwechslungsreiches Programm zu bieten. So gibt´s mal echte Volksmusik oder schöne Tanzlmusik, aber auch die Möglichkeit zu den typischen Schlagern eine flotte Sohle aufs Parkett zu legen. Immer wieder kommt auch traditionelles Handwerk zu seinem Recht. „Heuer hatten wir Dampfdreschen da. Die Firma Esterer hat noch die alten Geräte und viele waren begeistert, weil sie das noch nie gesehen haben. Ich auch nicht“, erzählt Simone Hell. An einem Nachmittag präsentieren sich die Köche und zaubern allerlei aus dem Kürbis. Die Kinder werden ebenfalls mit einem bunten Programm in eine fröhliche Stimmung versetzt.

Copyright Kultur Online TV Eine gute resche Kirta-Ente darf beim Besuch nicht fehlen
Genuss für alle Sinne
Die Altöttinger Kirta ist ein Genuss für alle Sinne. Auch, wenn es immer schwieriger wird, einen Vergnügungspark zusammenzustellen, weil sich die Wirtschaftlichkeit als schwierig erweist, macht es doch Spaß, weil es nicht so laut wie einem typischen Volksfest zugeht. „Es wäre schön, wenn wir wieder mehr alte Fahrgeschäfte bekommen könnten. Ich schaue mich schon um. Ich denke, dass wir verstärkt regional denken müssen. Aber es ist auch schwierig, weil Schiffsschaukeln, Kettenflieger oder ähnliche alte Fahrgeschäfte oftmals sehr hohe Auflagen haben“, berichtet Simone Hell. Musikalisch geht´s derweil schon über die Grenzen. Keine Grenzen kennt der gute Geschmack auf der Karte. „Wir schauen immer auf regionale und saisonale Produkte. Wir bereiten alles selber zu“, sagt Küchenchef Quirin, selbstverständlich auch ein Hell. Die Bar bietet alles: von der Happy Hour bis zu alkoholfreien Cocktails. Und, wenn die Jungen dann noch weiterfeiern wollen, geht´s in die andere Hütte auf der Kirta. Kleiner, ruhiger, gemütlicher und damit auch echter. Das ist die Altöttinger Kirta. Ein Fest für Volkes Herz. Zum „Zsamratschen“ und dem gemütlichen Beisammensein zum Abschluss eines Festjahres. Doch selbstverständlich muss für alle auch etwas hängenbleiben. Gute Erinnerung, schöne Erinnerungen und selbstverständlich auch a paar gute Groschen dürfen es auch sein.
Text: Ulrich J. Kaiser
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