Die Stadt Köln hat die diesjährige Preisträgerin des renommierten Heinrich-Böll-Preises für Literatur bekannt gegeben: Die Auszeichnung 2025 geht an die Autorin Heike Geißler. Der mit 30.000 Euro dotierte Preis würdigt ihr herausragendes literarisches Schaffen, das sich konsequent mit den Schattenseiten der modernen Arbeitswelt und dem gesellschaftlichen Druck auseinandersetzt.

Die Wahl der Jury
Die Jury unter dem Vorsitz von Oberbürgermeisterin Henriette Reker entschied sich für die 1977 in Riesa geborene und heute in Leipzig lebende Schriftstellerin. Die Preisverleihung ist für das Frühjahr 2026 geplant.
In ihrer Begründung hob die Jury hervor, dass Heike Geißler eine der wenigen zeitgenössischen Autorinnen sei, die sich so intensiv mit prekären Arbeitsverhältnissen und gesellschaftlichen Zwängen auseinandersetze.
„Heike Geißler ist eine literarische Stimme, die im Sinne Heinrich Bölls gesellschaftliche Wirklichkeit sichtbar macht und Sprachräume für jene öffnet, die meist übersehen werden“, erklärte Oberbürgermeisterin Reker.
Literarische Auseinandersetzung mit der Arbeitswelt
Heike Geißler ist bekannt dafür, die Kluft zwischen idealisierten Lebensentwürfen und der harten ökonomischen Realität literarisch zu verarbeiten.
Besondere Aufmerksamkeit erregte ihr Roman „Saisonarbeit“ (2014), in dem sie ihre eigenen Erfahrungen als Aushilfskraft in einem Logistikzentrum (medienwirksam wurde oft Amazon genannt) in Leipzig verarbeitete. Auch ihre jüngeren Werke, wie der Roman „Die Woche“ (2022) und der Essay „Verzweiflungen“ (2025, nominiert für den Bayerischen Buchpreis), spiegeln die Fragen nach Optimierung, Effizienz und dem individuellen Kampf in einer leistungsorientierten Gesellschaft wider.
Mit dem Heinrich-Böll-Preis reiht sich Heike Geißler in eine illustre Liste bedeutender deutschsprachiger Autoren ein, die mit dieser Ehrung bedacht wurden – ein starkes Signal für eine gesellschaftskritische und engagierte Literatur.
Der Heinrich-Böll-Preis ist eine der bedeutendsten literarischen Auszeichnungen Deutschlands und tief in der Geschichte der Stadt Köln verwurzelt, der Heimatstadt seines Namensgebers.
Vom städtischen Preis zur Böll-Ehrung
Die Ursprünge des heutigen Preises reichen in das Jahr 1980 zurück. Damals stiftete die Stadt Köln zunächst den „Literaturpreis der Stadt Köln“, der jährlich verliehen wurde.
Fünf Jahre später, im Jahr 1985, erhielt die Auszeichnung ihren heutigen Namen:
Der Preis wurde nach dem Tod des Schriftstellers im Juli 1985 in Heinrich-Böll-Preis umbenannt.
Damit sollte das Andenken an Heinrich Böll (1917–1985) geehrt werden, der nicht nur Literaturnobelpreisträger (1972) und einer der wichtigsten Nachkriegsautoren war, sondern auch Ehrenbürger der Stadt Köln und eine unermüdliche Stimme für Humanismus und soziale Gerechtigkeit.
Ziele und Charakter des Preises
Mit der Umbenennung wurde die inhaltliche Ausrichtung des Preises manifestiert, die eng an Bölls Wirken angelehnt ist
Gesellschaftliche Relevanz: Die Auszeichnung soll Autorinnen und Autoren ehren, deren literarisches Schaffen sich, ähnlich Bölls Werk, kritisch mit gesellschaftspolitischen Fragen auseinandersetzt und sich für demokratische Werte engagiert.
Förderung der Literatur: Der Preis würdigt ein literarisches Lebenswerk (oder einen wesentlichen Teil davon) und zeichnete anfangs auch noch unbekannte Talente aus.
Seit 1993 wird der Preis alle zwei Jahre von der Stadt Köln verliehen und ist aktuell mit 30.000 Euro dotiert.
Der Heinrich-Böll-Preis gilt somit als ein klares Bekenntnis der Stadt Köln zur engagierten, zeitkritischen und ästhetisch anspruchsvollen deutschsprachigen Literatur.
Bisherige Preisträger
Der Preis wurde an viele bedeutende Persönlichkeiten der deutschsprachigen Literatur vergeben. Die Preisträgerliste liest sich wie ein Who-is-Who der zeitgenössischen Literatur, die gesellschaftliche Debatten angestoßen hat:
- Herta Müller (2015)
- Juli Zeh (2019)
- Ilija Trojanow (2017)
- Kathrin Röggla (2023)
- Heike Geißler (2025)
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Beitrag: Günter Wolfgang
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