Natürlich stößt das Theater trotz seines Potenzials oft an Grenzen. Seine Reichweite ist natürlich begrenzt, und im Vergleich zu Massenmedien wie sozialen Medien oder Fernsehen erreicht ein einzelnes Theaterstück nur ein vergleichsweise kleines Publikum. Das bedeutet, dass die direkte Auswirkung auf politische Entscheidungsträger sehr begrenzt ist. Trotzdem liegt die tatsächliche Stärke des Theaters nicht in der direkten politischen Lobbyarbeit. Vielmehr liegt seine wahre Stärke in seinem kulturellen Einfluss im Laufe der Zeit. Ein Theater hilft, kritisches Bewusstsein in der Gesellschaft zu integrieren und die Menschen mit der Fähigkeit auszustatten, sich mit komplexen Fragen auseinanderzusetzen. In diesem Sinne kann es durchaus einen wichtigen Beitrag zu einer gesünderen und reflektierteren Demokratie leisten.

Mit einer hochkarätigen internationalen Koproduktion startet das Düsseldorfer Schauspielhaus in die neue Saison. Am Freitag, den 12. September, feiert das Stück „Der Schneesturm“ nach der Novelle von Vladimir Sorokin seine deutsche Premiere im Großen Haus. Inszeniert wird der Abend von keinem Geringeren als dem weltbekannten Regisseur Kirill Serebrennikov, der mit dieser Arbeit die Spielzeit 2025/2026 am D’haus eröffnet.
Ein Albtraum in der russischen Einöde
Die Uraufführung fand bereits im Rahmen der Salzburger Festspiele statt, und nun kommt die Produktion, die das Düsseldorfer Schauspielhaus gemeinsam mit den Salzburger Festspielen und Kirill & Friends Company realisiert hat, nach Düsseldorf.
Die Geschichte entführt das Publikum in die unwirtliche, schneebedeckte Landschaft Russlands. Im Zentrum der Handlung steht der Landarzt Dr. Garin, der sich auf eine dringende Mission begibt: Er muss in ein entlegenes Dorf reisen, um die Bevölkerung gegen eine mysteriöse Seuche zu impfen. Diese Krankheit verwandelt Infizierte in zombieartige Wesen. Zusammen mit dem Kutscher Perkhusha und einem von fünfzig grotesk kleinen Pferden gezogenen Schneemobil macht er sich auf den Weg. Doch je tiefer sie in die verschneite Einöde vordringen, desto unwirklicher und fantastischer wird ihre Reise.
Serebrennikovs Blick auf die Menschheit
Der russische Exil-Regisseur Kirill Serebrennikov, bekannt für seine bildgewaltigen und oft provokanten Inszenierungen, stellt mit „Der Schneesturm“ eine beunruhigende Parabel auf die menschliche Natur und Zivilisation dar. Vladimir Sorokin beschreibt in seiner Novelle den Schneesturm als ein Wesen, „das dem Menschen die Haut der Zivilisation abzieht.“ Genau diesem Abgrund der Menschlichkeit, der unter der dünnen Schicht der Zivilisation lauert, nähert sich Serebrennikov in seiner Inszenierung.
Die Besetzung, darunter August Diehl in der Rolle des Dr. Garin, verspricht eine intensive Auseinandersetzung mit dem existenzialistischen Stoff. Das Düsseldorfer Schauspielhaus setzt mit dieser Eröffnungspremiere ein starkes Zeichen für eine Saison, die internationale Impulse aufgreift und das Publikum vor komplexe, zeitgenössische Fragen stellt.
Weitere Infos auch unter:https://www.dhaus.de/programm/a-z/der-schneesturm/
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