Deutscher Kulturrat befürchtet,wegen KI dass viele Kulturschaffende umschulen müssen

Der Kulturrat sieht Probleme für Kreative wie Übersetzer und Komponisten. Der Geschäftsführer, Olaf Zimmermann, äußerte gegenüber der „Augsburger Allgemeinen“, es fehle an Sozialplänen, um die absehbaren Umbrüche in der Branche abzufedern. Er schlägt vor, große Digitalkonzerne stärker zu besteuern, um die Kultur zu fördern.


Die Sorge des Deutschen Kulturrats, dass Kulturschaffende durch Künstliche Intelligenz (KI) umgeschult werden müssen, weil ihre Arbeit von Algorithmen übernommen wird, ist verständlich. Die Befürchtung spiegelt eine tiefsitzende Angst wider, die mit jeder bahnbrechenden Technologie einhergeht: die Sorge um den Verlust von Arbeitsplätzen. Doch diese Perspektive ist zu kurz gedacht und verkennt die tatsächlichen Chancen und Herausforderungen, die sich aus dem Zusammenwirken von Mensch und Maschine in der Kultur ergeben.

Verdrängung oder Werkzeug?

Die Annahme, KI würde die kreative Arbeit von Menschen einfach „übernehmen“, reduziert Kunst und Kultur auf rein technische Prozesse. Zweifellos können KI-Modelle beeindruckende Bilder, Texte oder Kompositionen in Sekundenschnelle erzeugen. Sie können Muster analysieren, Stile imitieren und Variationen produzieren. Aber ist das bereits Kunst? Ein Algorithmus kann zwar ein Gemälde im Stil von van Gogh erschaffen, aber er hat keine Intention, keine Emotion und keine Botschaft. Die Einzigartigkeit menschlicher Kreativität liegt nicht nur im Ergebnis, sondern vor allem im Schaffensprozess: in der persönlichen Erfahrung, der Reflexion, dem Scheitern und dem Wiederaufstehen.

KI ist kein Subjekt, das „Kultur schafft“, sondern ein Werkzeug, das von Kulturschaffenden genutzt werden kann. Ein Dichter kann mithilfe von KI neue Sprachstrukturen erkunden, ein Komponist kann musikalische Ideen generieren, die er selbst nie gehabt hätte, und ein Filmemacher kann mit KI visuelle Effekte erzeugen, die bisher unmöglich waren. Die KI erweitert die Palette der künstlerischen Möglichkeiten. Statt Kulturschaffende zu ersetzen, könnte sie ihnen neue Ausdrucksformen ermöglichen und so die menschliche Kreativität auf eine neue Ebene heben.

Die neue Rolle des Kulturschaffenden

Die Diskussion sollte daher nicht auf die „Umschulung“ von Kulturschaffenden reduziert werden. Vielmehr müssen wir die Rolle des Künstlers neu definieren. Anstatt reine Handwerksarbeit zu leisten, die eine KI vielleicht effizienter ausführen kann, rückt der Mensch in die Rolle des Kurators, des Ideengebers und des Kritikers. Der Kulturschaffende wird zum Experten für die Mensch-Maschine-Kollaboration. Es geht nicht darum, gegen die KI zu arbeiten, sondern mit ihr.

Dies bedeutet jedoch, dass sich die Anforderungen an Kulturschaffende ändern. Es erfordert ein Verständnis für technologische Prozesse und die Fähigkeit, KI-Tools kritisch und verantwortungsvoll einzusetzen. Es ist die Aufgabe des Kulturrats und anderer Institutionen, diese neue Kompetenz zu fördern, anstatt nur vor den Risiken zu warnen. Anstatt eine Umschulung aus der Not heraus zu sehen, sollten wir sie als Chance für die Weiterentwicklung der künstlerischen Praxis begreifen.

Die Sorge des Deutschen Kulturrats ist ein wichtiger Impuls für die Debatte. Aber anstatt nur über die Verdrängung zu sprechen, sollten wir uns fragen: Wie können wir die KI so gestalten, dass sie der Kultur dient und nicht ihre Existenz bedroht? Und wie können wir Kulturschaffende dazu befähigen, die Zukunft der Kultur aktiv mitzugestalten?

Markus Kogler

Socialmedia Redaktion

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