Macht und Vergänglichkeit heißt die Ausstellung, die noch bis zum 31. Oktober auf der Burghausen zu Burghausen zu sehen. Dabei verschmelzen die Werke des international renommierten Künstlers Andreas Kuhnlein mit den Mauern des einstigen Machtzentrums der niederbayerischen Wittelsbacher.

Die 30 Holzskulpturen sind frei zugänglich und vom bayerischen Holzkünstler in den drei mittleren Burghöfen aufgestellt. „Ich finde es wichtig, dass der Ausstellungsraum lebt und die Menschen alle Figuren auch fühlen können“, erklärt der 71-jährige Chiemgauer.

Im Audio schlägt der Unterwössener einen Bogen zwischen seiner persönlichen Geschichte und den Gefühlen, die mitschwingen, wenn derartige Werke entstehen.
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Ulrich Kaiser im Gespräch mit dem Künstler Andreas Kuhnlein
Furchen der Vergänglichkeit
Holz ist ein wunderbar lebendiger Werkstoff. Inmitten des geschichtlichen Raumes sind Figuren zu entdecken, die die weltliche, geistliche und auch wirtschaftliche Macht des normalen Lebens zeigen. Im Vizedomgarten, dessen sattes Grün die äußere Burgkapelle umhüllt füllen die weltlich Mächtigen wie Kaiser, Könige und Herzöge den Raum. Die Gesichter und Körper sind zerfurcht.

Die Zeichen der Macht nicht. „Manche glauben, sie haben das ewige Leben, aber gehen muss ein jeder. Die Mächtigen haben mit ihrer Macht nicht immer nur Gutes angerichtet“, findet der Professor an der chinesischen Kunstakademie Luoyang. Von jeher haben ihn alte Menschen mehr interessiert, weil ihre Gesichter Geschichten erzählen. Geschichten von Liebe und Leid, von erfüllten und zerplatzten Träumen.

Lebendigkeit trifft Starrheit
Die geneigte Gast durchquert das erste Tor. An diesem ist das ehemalige Gefängnis angebaut. Ein Zeichen der Buße für Taten, aber auch ein Sinnbild, dass die Großen leichter auskommen als die Kleinen. „Bestrafe einen, erziehe Hunderte“ – kommt mir da in Sinn. Ausgerechnet direkt neben der Grundschule wachsen zahlrieche Bischöfe in aus den Boden, die gerade warten. Sie demonstrieren dem Papst ihre Unterwürfigkeit.
In diesem Jahr wird die römisch-katholische Institution 1700 Jahre alt. Kuhnlein verformt das Holz wiederum zu mystisch-zerfließenden Gesichtern, lässt aber die Statussymbole wie Ornate und Mitra nicht glänzend, sondern fast gnadenlos klar erscheinen.
Gleiches gilt für den Schlüssel der Macht in Händen des obersten Machthabers. Auf der einen Seite sehen wir die machtvolle Starrheit und Unbeweglichkeit dieses Instrumentes Kirche.

Auf der anderen Seite werden die leuchtenden und neugierigen Augen der Kinder genau schauen, was sie da erkennen. „Mir ist wichtig, dass junge Menschen kommen und Fragen stellen.

Sie können auch ruhig sagen, ich kann damit nichts anfangen, aber ich frage mal nach, was der Kuhnlein da macht“, unterstreicht der Bayer, der seit über 30 Jahren freischaffender Künstler ist und über 300 Ausstellungen gestaltete.
Weltliches am Zeughaus
Der dritte Teil der Skulpturen, die Kuhnlein für eine Ausstellung des Europarates 2001 kreierte, haben ihre Heimat nahe dem Zeughaus gefunden. Händler, Bauern, Handwerker und Co. beschreiben, die die Macht des „Geld-„ und des Landadels, wenn man es so bezeichnen möchte.

Der Betrachter ist flankiert von wunderbaren Blicken hinab zum Wöhrsee oder auf die wunderschöne Altstadt. Sie lassen den Beobachter mit der Natur verschmelzen, aber auch ein Gefühl des Schwebens über den Dingen entstehen.
Etwas weiter vorne wachen das bayerische und polnische Wappen über das Geschehen. Sie sind steinerne Zeugen der Protagonisten der Landshut von 1475.
Das Zeughaus verbindet Lebenswichtiges mit Lebenszerstörenden. Auf der einen Seite wurde hier Korn aus dem niederbayerischen Gäuboden gelagert. Auf der anderen Seite Waffen zur Verteidigung, die auch im bayerischen Volksaufstand genutzt.
An dieser Stelle endet oder beginnt die Ausstellung. Eine Verdichtung von Skulpturen, die zur inneren Einkehr anregen. Einssein mit sich. Inneren Frieden statt Machtgier spüren. Das ist das, was jeder beitragen kann. Wir sind alle Menschen und jeder Mensch hat die gleiche Macht, die Welt zu verändern: nur aus dem eigenen Herzen heraus, das den Raum zu füllen vermag.
Beitrag Ulrich Kaiser
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