Warum Frauen vor ihren Familien fliehen, um gegen den Islamischen Staat zu kämpfen: der Dokumentarfilm „The Other Side of the River“.
Die 19-jährige Syrerin Hala hat es satt. Die Aussicht auf eine Ehe, die ihre Familie arrangiert hat, nimmt ihr die Luft zum Atmen. „Ich habe 20 Jahre ohne Mann gelebt und kann weitere 100 ohne leben“, bringt sie es auf den Punkt.
Hala flüchtet über den Euphrat und schließt sich einer Frauengemeinschaft an. Diese hat ihre eigenen Regeln – es ist die kurdische Frauenarmee. Ihr Feind: Der so genannte Islamische Staat im Besonderen und das Patriarchat im Allgemeinen. Die Frauen haben in ihren Familien Grausamkeiten erlebt, die Ehe ist für sie eine Unterdrückungsinstitution.
Hala gibt es wirklich. „The Other Side of The River“ heißt der vielfach preisgekrönte Dokumentarfilm, den die Regisseurin Antonia Kilian über sie gedreht hat. Kilian ging für Recherche und Dreharbeiten ein Jahr nach Nordostsyrien, ins kurdische Selbstverwaltungsgebiet Rojava – bekannt geworden durch seine Basisdemokratie nach feministischen Prinzipien und durch den erfolgreichen Kampf gegen islamistische Milizen. Kilians Produktion ist ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Filmkollektiv „Komina Film a Rojava“ – ein Werk über Frauen in einem aufgezwungenen Krieg, die für nichts auf der Welt Opfer sein wollen.
Ein leichtes Leben hat sich Hala nicht ausgesucht: Der Familiendiktatur ist sie zwar erstmal entronnen, dafür hat sie eine strenge Kommandeurin. Aber mag die Ausbildung zur Freiheitskämpferin auch hart sein, so ist sie doch gut fürs Selbstbewusstsein. Denn Halas Ziel ist es, sich und andere Frauen vor Gewalt zu schützen. Dabei schießt sie durchaus übers Ziel hinaus, wie sich zeigen wird.
Antonia Kilian hat einen fulminanten Film gedreht, der seiner Protagonistin viel Raum einräumt und den Blick auf den schwierigen Prozess der Emanzipation in einem der am meisten umkämpften Gebiete dieser Erde freigibt.
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