Großbritannien verbannt Junkfood-Werbung weitgehend

Das Vereinigte Königreich hat einen entscheidenden Schritt im Kampf gegen die Adipositas-Epidemie, insbesondere bei Kindern, unternommen: Die Werbung für Lebensmittel mit hohem Fett-, Salz- oder Zuckergehalt (sogenannte HFSS-Produkte) wurde massiv eingeschränkt. Die neuen Vorschriften markieren einen Wendepunkt in der Gesundheitspolitik und dienen als klares Signal an die Lebensmittelindustrie.

Die Eckpunkte des Verbots

Die Maßnahmen zielen darauf ab, Kinder und Jugendliche gezielt vor dem ständigen Einfluss ungesunder Werbebotschaften zu schützen, da Experten Werbung als einen Haupttreiber für ungesunde Ernährungsgewohnheiten sehen.

TV-Werbung nur noch nach 21 Uhr: Werbung für Produkte, die als ernährungsphysiologisch ungünstig eingestuft werden (basierend auf ihrem Fett-, Salz- und Zuckergehalt), darf im Fernsehen nur noch nach 21:00 Uhr (der sogenannten „watershed“ oder Sperrzeit) ausgestrahlt werden. Das gilt für alle werbefinanzierten Kanäle und Dienste, wenn Kinder die Hauptzielgruppe sind.

Online-Werbung fast vollständig untersagt: Im Internet gilt ein noch strikteres Regime: Die Werbung für HFSS-Produkte ist rund um die Uhr weitgehend verboten. Dies betrifft soziale Medien, Suchmaschinen und die meisten bezahlten Online-Anzeigen, um die junge Zielgruppe, die viel Zeit online verbringt, konsequent zu schützen.

    Die erhofften Effekte

    Die britische Regierung erwartet sich von dieser tiefgreifenden Maßnahme gleich mehrere positive Entwicklungen:

    Schutz der Kinder: In Großbritannien gilt derzeit jedes zehnte Kind im Alter von vier Jahren als adipös. Die Regierung will nach eigenen Angaben jährlich rund 20.000 Fälle von Fettleibigkeit bei Kindern verhindern.

    Reduzierte Kalorienaufnahme: Das Gesundheitsministerium schätzt, dass durch das Verbot rund 7,2 Milliarden Kalorien aus dem Speiseplan britischer Kinder verschwinden könnten.

    Anreiz für gesündere Rezepturen: Die Hersteller erhalten einen klaren Anreiz: Sie können ihre Produkte weiterhin uneingeschränkt bewerben, wenn sie deren Zusammensetzung verbessern und den Gehalt an Fett, Zucker oder Salz reduzieren. Das Verbot wird somit zu einem Motor für gesündere Innovationen in der Lebensmittelindustrie.

    Entlastung des Gesundheitssystems: Langfristig soll die Maßnahme zu einer Entlastung des staatlichen Gesundheitssystems (NHS) führen, da die Behandlungskosten für Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes oder Karies gesenkt werden.

    Ein Signal für Europa

    Das strikte Vorgehen Großbritanniens, das oft mit dem schrittweisen Verbot der Tabakwerbung verglichen wird, gilt vielen Gesundheitsexperten in anderen europäischen Ländern als Blaupause. In Deutschland beispielsweise fordern Ärzteverbände und Verbraucherorganisationen wie foodwatch seit Jahren ähnliche verpflichtende Werbeschranken, sehen sich jedoch weiterhin mit dem politischen Festhalten an freiwilligen Selbstverpflichtungen der Industrie konfrontiert.

    Großbritannien setzt damit ein entschlossenes Zeichen: Der Schutz der öffentlichen Gesundheit, insbesondere der jüngsten Bürger, hat Vorrang vor den Werbeinteressen großer Lebensmittelkonzerne.

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