DEUTSCHLAND

Dramatische Szenen in XXL

Ein Zeitalter wird besichtigt: In Madrid zeigt der Prado Kunst aus dem neunzehnten Jahrhundert. Die Werke zeugen von fabelhaftem Handwerk und bieten Raum für Entdeckungen.

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Das Museo Nacional del Prado ist die unbestrittene Perle an der Madrider Kunstmeile. Las Meninas von Velázquez, Die Erschießung der Aufständischen am 3. Mai 1808 und die schwarze Malerei von Goya sind sicher die herausragendsten Werke, doch erwarten den Besucher in den endlosen Galerien und Sälen noch viele weitere Werke spanischer, italienischer, flämischer und deutscher Meister. El Greco oder Dürer, Bosch oder Rubens – die wertvolle Sammlung des Prado ist mit über 8.600 Gemälden und 700 Skulpturen so umfangreich, dass man seinen Museumsbesuch vorab bestens planen sollte.

Die Stärke des Prado liegt in der Konzentration auf die königlichen Sammlungen, besonders aus dem sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert: Tizian, Velázquez, Rubens, El Greco. Dazu kommen exquisite Bestände der frühen Flamen Van der Weyden, Bosch und Patinir. Ach, und unendlich viel mehr! Aber das spanische neunzehnte Jahrhundert?

Lange Zeit schien es allein aus Goya zu bestehen, dem Titanen. Selbst gebildeten Menschen fiel kaum ein anderer Name ein, und so spiegelte es Spaniens wichtigste Pinakothek: Während die Bestände des neunzehnten Jahrhunderts größtenteils weggeschlossen waren, strömten Touristen aus aller Welt durch die drei Etagen am Südende des Prado, in denen Goyas Ölbilder und Radierungen ausgestellt sind.

Dann kam das Jahr 2007. Stolz wurde Rafael Moneos Erweiterungsbau, der dem Prado 22.000 Quadratmeter neue Fläche verschaffte, mit einer großen Ausstellung über das spanische neunzehnte Jahrhundert eingeweiht. Viele Gemälde wurden dafür aus dem Depot geholt und restauriert.

2009 erhielten Maler wie Sorolla oder Fortuny dann wieder einen festen Platz. Und jetzt, während der Pandemie, hat der Prado den Bereich für das neunzehnte Jahrhundert abermals erweitert, die Säle neu geordnet und einige Überlieferungslücken geschlossen.

Vorher gab es 170 Werke des neunzehnten Jahrhunderts zu sehen, jetzt sind es gut hundert mehr, darunter mehr Ausländer, mehr Frauen, ja sogar Malerei von den Philippinen, die bis 1898 spanische Kolonie waren. Es mag schwierig sein, dem Kanon weltbekannter Maler neue Namen hinzuzufügen; aber es zeichnet den Prado aus, dass er diese oft übergangene Epoche jetzt endlich angemessen präsentiert.

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