Oskar Kokoschka, Zeitgenosse von Egon Schiele und Gustav Klimt und das Enfant terrible von Wien.
Als Maler, Schriftsteller, Dramatiker und Dichter steht Kokoschka für seine engagierte Rolle in den künstlerischen und intellektuellen Umbrüchen im Wien des frühen 20. Jahrhunderts. Der Drang, die Intensität der Stimmungen seiner Zeit zu vermitteln, mit einem ausgesprochenen Talent zur Provokation verbindend, wurde er ab 1908 zum Enfant terrible der kritischen Wiener Kreise. Unterdessen inspirierte er mit Unterstützung von Gustav Klimt und Adolf Loos eine neue Generation von Künstlern, darunter Egon Schiele. Als Porträtist der Wiener Gesellschaft brachte er es mit unübertroffener Kunstfertigkeit, das Innerste seiner Modelle freizulegen.
Erschüttert von seiner Trennung von der Komponistin Alma Mahler nach einer turbulenten Affäre zwischen 1912 und 1914, trat Kokoschka bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs in die Armee ein und wurde zweimal schwer verwundet. Anschließend lehrte er an der Kunsthochschule in Dresden und suchte nach neuen Formen des malerischen Ausdrucks als Kontrapunkt zu anderen zeitgenössischen Strömungen wie dem Expressionismus, der Neuen Sachlichkeit und der Obstruktion.
Als unermüdlicher Reisender unternahm er in den 1920er Jahren Reisen in europäische Länder, Nordafrika und den Nahen Osten. Anfang der 1930er Jahre durch finanzielle Schwierigkeiten zurück nach Wien getrieben, zwangen ihn die damaligen politischen Wirren 1934 zur Ausreise nach Prag. Als seine von den Nationalsozialisten als „entartet“ verurteilten Werke aus den deutschen Museen zurückgezogen wurden, trotzte er den Kräften des Faschismus mit einem unerbittlichen Einsatz für die Verteidigung der Freiheit. Als das Exil unvermeidlich wurde, fand er 1938 in Großbritannien Zuflucht und schloss sich der internationalen Widerstandsbewegung an.
Nach dem Krieg wurde er zu einer führenden Persönlichkeit der europäischen Intellektuellenszene und beteiligte sich am kulturellen Wiederaufbau eines zerstörten, geteilten Kontinents. Er erforschte griechische Tragödien und mythologische Geschichten auf der Suche nach den Quellen sozialer Gärung. Er distanzierte sich von der germanischen Kultur und Sprache und ließ sich 1951 in Villeneuve in der Westschweiz nieder. Die Werke seiner letzten Jahre zeigen eine kompromisslose bildnerische Radikalität, die jener seiner frühen Karriere nahe kommt. Sein Glaube an die subversive Kraft der Malerei als Mittel der Emanzipation und Bildung blieb bis zu seinem Tod unerschütterlich.
Oskar Kokoschka: Enfant terrible in Vienna ist eine einzigartige Auswahl von 150 der bedeutendsten Werke des Künstlers, zusammengetragen mit Unterstützung bedeutender europäischer und amerikanischer Sammlungen.
Die Ausstellung wird vom 17. März bis 3. September 2023 im Guggenheim Bilbao gezeigt.
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