Ein Kunstwerk mit einer Laufzeit von 500 Jahren? Idealer Ausgangspunkt für eine Ausstellung über die Zeit. Was ist sie, und wie kann sie künstlerisch dargestellt und vermessen werden?
In der Galerie der Gegenwart, Teil der Kunsthalle Hamburg, gibt es seit 1996 ein Kunstwerk, das das gesamte Haus durchzieht – und eine Laufzeit von 500 Jahren hat! Die „Tropfsteinmaschine“ von Bogomir Ecker durchzieht die gesamte Galerie der Gegenwart vom Dach bis zum Sockelgeschoss und wird, wenn alles ungestört verläuft bis zum Jahr 2496 Stalagniten und Stalagtiten von fünf Zentimetern Länge gebildet haben.
Ein idealer Ausgangspunkt für die Ausstellung Futura – Vermessung der Zeit, die sich vom 14. Januar bis 10. April Gedanken macht über die Zeit.
Angesichts von Klimakatastrophe und Umweltzerstörung beschäftigen sich Ausstellungen seit einigen Jahren immer wieder kritisch mit dem Thema Zukunft, mit der Zeit, die uns noch bleibt – oder auch nicht. Kuratorin Brigitte Kölle interessierte in ihrem Projekt anderes: „Wenn man in die Zukunft schaut, künstlerisch, dann heißt es ja auch, dass man sich mit der Zeit beschäftigt. Und wie kann man die Zeit überhaupt wahrnehmen? Wie kann man sie fassen?“
„Was ich so spannend finde bei der Ausstellung ist letztlich, dass es immer um diese Frage der Transformation von Prozessen geht. Es ist wirklich keine gewöhnliche Ausstellung, wie wir sie kennen – es sind Bilder und Fotografien an der Wand – sondern wir werden Teil von verschiedenen Prozessen.“
Sich wandelnde Installationen, ein an Stahlseilen aufgespanntes „schwarzes Loch“, das einem den Weg versperrt, Filme, Vitrinen mit Meteoriten, die auf eine unendliche Vergangenheit verweisen, eine Bilderwand mit Zeichnungen und Fotografien von Gletschern und Tropfsteinhöhlen – auf den ersten Blick wähnt man sich in einer großen Wunderkammer.
In dieser Wunderkammer können sogar, wie von Zauberhand geführt, Papierbälle über kleinen Gebläsen in der Luft tanzen, während sich im Untergeschoss des Hauses an Bogomir Eckers Tropfsteinmaschine sehr, sehr langsam ein Tropfen bildet und zu Boden fällt.
In 500 Jahren soll ein fünf Zentimeter langer Stalagnit entstehen. „Das heißt: Wir beobachten diesen Tropfen. Und zugleich werden wir in so eine Zeitreise katapultiert. Nämlich die Überlegung: 500 Jahre! Da leben wir nicht mehr.
Was ist dann wohl mit dieser Tropfsteinmaschine? Gibt es dieses Gebäude der Galerie der Gegenwart noch? Also diese Klammer zwischen der Gegenwart heute und der Zukunft – und der Vorstellung von dem, was da sein wird – darum geht es eigentlich“, erklärt Kuratorin Kölle.
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