Autorin Ernaux bekommt Literaturpreis der Stiftung Würth

Die französische Schriftstellerin Annie Ernaux erhält den 13. Würth-Preis für Europäische Literatur.

Die 81-Jährige werde „für die Unerschrockenheit, mit der sie ihre Erfahrung in ihrer Autofiktion protokolliert, und für die Klarheit ihres Blickes auf Gesellschaft und kollektives Gedächtnis“ ausgezeichnet, würdigte die Jury die Preisträgerin am Dienstag in Künzelsau.

Ernaux schreibe autobiografisch, der Kern des Erlebens sei aber immer auch Beispiel für soziale und zeitgeschichtliche Bedingungen. Die Stiftung Würth verleiht die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung im Frühjahr 2022 in Künzelsau.

Annie Ernaux, geboren 1940, bezeichnet sich als »Ethnologin ihrer selbst«. Sie ist eine der bedeutendsten französischsprachigen Schriftstellerinnen unserer Zeit, ihre zwanzig Bücher sind von Kritik und Publikum gleichermaßen gefeiert worden.

Ernaux, die sich als „Ethnologin ihrer selbst“ bezeichne, widme sich Fragen zu den unsichtbaren Klassenschranken in Europa, heißt es in der Begründung weiter. Sie befasse sich zudem mit den Eingriffen des Staates ins Private und den Erfahrungen einer Frau, die sich nicht mit ihrem von der Gesellschaft zugedachten Platz zufriedengebe.

Zuletzt erschien Ernauxs Roman „Das Ereignis“ im zu Ende gehenden Jahr auf Deutsch. Darin beschreibt sie, wie die Studentin Annie Ernaux 1963 schwanger wird.

In einer Zeit und einem Land, in dem Abtreibung verboten ist, versucht sie, das in ihr heranwachsende Kind nicht zu bekommen. „Die Erfahrung von Entmündigung, Ohnmacht und Angst, die Ernaux‘ Text widerspiegelt, ist zeitlos gültig“, urteilt die Jury des Würth-Preises, der alle zwei Jahre vergeben wird. Im Jahr 2020 war der israelische Schriftsteller David Grossman mit dem Preis ausgezeichnet worden.

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