DEUTSCHLAND

Bücher über Einsamkeit: Endlich ganz bei sich selbst?

Die Pandemie zwingt mitunter zum Eremitendasein. Zwei aktuelle Bücher von Rüdiger Safranski und Daniel Schreiber geben unterschiedliche Antworten.

© Ullsteinbild

Das Wort Corona kommt in diesem Buch kein einziges Mal vor. Und doch spult man beim Lesen von Rüdiger Safranskis neuestem Werk “Einzeln sein” all die Bilder, Beobachtungen und Erlebnisse aus der Pandemiezeit ab, bringt sie in Abgleich mit den Schilderungen, die der deutsche Literatur- und Kulturhistoriker diesmal aus seiner Hausbibliothek destilliert hat.

Das Buch trägt zwar den Untertitel “Eine philosophische Herausforderung”, wie immer kann man Safranskis Interpretationen und Gedankengängen aber mühelos folgen.

Bewusst subjektiv und selektiv greift sich der Autor Persönlichkeiten aus der Geistesgeschichte heraus, bei denen sich in Leben und Werk Erbauliches zum Thema “allein sein” findet. Die Idee zu dem Buch sei bereits vor Corona entstanden, sagt Safranski, geschrieben hat er es dann in der Pandemie, in der er sich auf sich und seine Bücherwand zurückgeworfen ganz prächtig einrichten konnte: endlich keine Termine mehr!

Es ist denn auch kein Buch über die negative Seite der Vereinzelung, die Einsamkeit, geworden, sondern eines, das mut- und lustmachende Wege aufzeigt, wie man es mit sich allein ganz gut aushalten kann. Vor allem aber zeigt Safranski, welche stabilisierenden Kräfte im Individualismus im Wechselspiel mit der modernen Massengesellschaft liegen, wie wichtig es nicht nur für jeden Einzelnen, sondern auch für uns alle sein kann, dass wir allein sein können.

Rüdiger Safranski, geboren 1945, studierte Philosophie, Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte. Wissenschaftlicher Assistent, Herausgeber und Redakteur der Berliner Hefte, Dozent in der Erwachsenenbildung, seit 1986 freier Autor. Für sein in 26 Sprachen übersetztes Werk wurde er u.a. mit dem Thomas-Mann-Preis, mit dem Ludwig-Börne-Preis und dem Deutschen Nationalpreis ausgezeichnet.

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