DEUTSCHLAND

Der Literatur-Agent, der Margaret Atwood & Co bestahl

Mit perfiden Methoden erschleicht sich ein Betrüger über Jahre unveröffentlichte Manuskripte von Autoren und Autorinnen. Zu seinen Zielen gehören auch große Namen wie Sally Rooney oder Margaret Atwood. Das FBI nimmt nun einen Verlagsangestellten fest.

© Getty Images for Equality Now

Immer wieder gelingt es sogenannten Phishing-Mails, illegal an Kundendaten zu kommen. Ähnlich, nur mit Manuskripten statt Kreditkarten ist es offenbar zahlreichen Schriftstellern ergangen, die auf Emails von „penguinrandornhouse.com“ hereingefallen sind.

Ja, ein klitzekleines „rn“ statt „m“ in der Adresszeile einer Mail oder Domain kann man überlesen, zumal, wenn man mit kleinen Bildschirmen und im Modus der Verzückung hantiert, weil sich vermeintlich namhafte Agenten oder Persönlichkeiten internationaler Buchkonzerne für das eigene Werk interessieren, freundlichst Manuskripte künftiger Bücher anfordern und dann nie wieder von sich hören lassen.

Zum Promi-Kreis der so Gelinkten gehören Margaret Atwood, Sally Rooney und der seit Jahren literarisch ambitionierte Schauspieler Ethan Hawke.

Seit 2016 trieb ein ominöser Textdatei-Dieb in der Literaturbranche sein Unwesen. Er ist, wie jetzt die „New York Times“ berichtete, bei seiner Einreise in die USA vom FBI verhaftet worden. Es handelt sich um den 29-jährigen Italiener Filippo B., der für den amerikanischen Verlag Simon & Schuster in der Londoner Filiale Rechte und Lizenzen bereute.

Bernardini wurde bereits am 06.01 vor einem Gericht in Manhattan angeklagt, nachdem er am Vortag von FBI-Agenten am Flughafen festgenommen worden war. Er soll zwischen 2016 und 2021 Identitätsdiebstahl und Betrug unter Einsatz von Telekommunikationsmitteln begangen haben – Verbrechen, die mit 22 Jahren Gefängnis bestraft werden können.

Ein Mensch also, der von seinem Job her viel und vertrauenswürdig mit Autorinnen und Autoren sowie Verlagshäusern in aller Welt zu tun hatte – und der seine Kontakte offenkundig nutzte, um mithilfe von Phishing-Mails zigfach an geistiges Eigentum zu gelangen.

Der Manuskript-Dieb hat gemäß seines von „La Repubblica“ recherchierten Profils im beruflichen Netzwerk LinkedIn Chinesisch an der Katholischen Universität Mailand studiert und sich am University College in London im Fach Verlagswesen spezialisiert.

Seine Passion für Sprachen und die Schriftstellerei habe ihn in den literarischen Lizenzhandel geführt, die Schnittstelle im Verlagswesen, die entscheidet, ob Bücher in der allen Sprachen der Welt gelesen und geschätzt werden können.

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