Der Holocaust ist nach Einschätzung eines Experten in der Literatur ein wiederkehrendes Thema.
„Man hat fast das Gefühl, dass das Interesse noch nie so groß war wie heute“, sagte Sascha Feuchert, Leiter der Arbeitsstelle Holocaustliteratur an der Universität Gießen, der dpa. „Ich glaube, das hängt auch damit zusammen, dass das eine neue Generation ist, die in der Familie häufig keine Menschen mehr hat, die zwischen 1933 und 1945 schon bewusst gelebt haben. Das Interesse zu erfahren, was damals passiert ist, ist riesengroß.“
Dabei entwickele sich die Literatur über die reinen Zeitzeugenberichte weiter – sei es zu Romanen zu dem historischen Thema, der Verarbeitung des Familientraumas in der zweiten oder dritten Generation oder Graphic Novels. „Die Texte der Zeitzeugen bleiben“, sagte Feuchert. „Aber sie brauchen, damit man sie richtig würdigen kann, in Zukunft auch andere Formen literarischer Vermittlung, damit man mit ihnen umgehen und sie verstehen kann.“
Mit der Arbeitsstelle Holocaustliteratur ist die Universität Gießen deutschlandweit die einzige Hochschule mit einer eigenen Einrichtung, die interdisziplinär zu Holocaust- und Lagerliteratur forscht. Einen Schwerpunkt der 1998 am Institut für Germanistik gegründeten Arbeitsstelle bilden dabei die Texte von Überlebenden des Holocaust.
Der Schwerpunkt „Holocaust- und Lagerliteratur“ stellt bundesweit bislang ein einmaliges Studienangebot dar. Er soll einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, vor allem aus einer literaturwissenschaftlichen Perspektive systematisch die wissenschaftliche Ausbildung von zukünftigen Multiplikatoren im Hinblick auf die vielfältigen Bereiche der Holocaust-Education auch außerhalb von Schulen zu stärken.
Dies erscheint gerade in einer Zeit des wachsenden Rechtsextremismus, dem Erstarken von nationalistischen Weltbildern und der Zunahme von Antisemitismus und rassistisch motivierter Gewalt in unserer Gesellschaft von besonders großer Bedeutung.
Ihre Texte sollen der Nachwelt erhalten bleiben und in Wissenschaft, Schule und Öffentlichkeit kritisch diskutiert werden. „Dabei wollen wir auch Mittel und Wege finden, wie die Erinnerung an den Holocaust durch einen aktiven Umgang mit der Literatur auch dann noch gesichert werden kann, wenn die Generation der Zeitzeugen in naher Zukunft nicht mehr da sein wird“, heißt es auf der Webseite der Arbeitsstelle.
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