Margot Friedländer Preis

In Berlin wird heute der Margot-Friedländer-Preis vergeben.

Fünf Persönlichkeiten und Initiativen werden heute (16.September 2025) für ihren Einsatz für Toleranz, Menschlichkeit und Demokratie gewürdigt. Die Auszeichnungen sind Teil der Margot-Friedländer-Stiftung, die 2023 gegründet wurde. Sie sind mit insgesamt 25.000 Euro dotiert und stehen unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Die Namensgeberin, die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer, verstarb kürzlich am 9. Mai in Berlin im Alter von 103 Jahren.

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Margot Friedländer (1921–2025) war eine beeindruckende Persönlichkeit, die als eine der letzten Holocaust-Überlebenden ihre Lebensgeschichte teilte, um die Erinnerung wachzuhalten und für Menschlichkeit, Toleranz und Demokratie einzutreten. Ihr Leben, geprägt von tiefem Leid und außergewöhnlichem Mut, wurde zu einer Botschaft der Hoffnung für Generationen.

Frühes Leben und Verfolgung
Geboren am 5. November 1921 als Anni Margot Bendheim in Berlin, verbrachte sie eine behütete Kindheit, die durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten ein jähes Ende fand. Als Jüdin wurde sie zunehmend diskriminiert und musste Zwangsarbeit leisten. Im Jahr 1943 wurde ihre Familie auseinandergerissen: Ihr jüngerer Bruder Ralph und ihre Mutter Auguste wurden nach Auschwitz deportiert, wo sie ermordet wurden. Margot selbst schaffte es zunächst, unterzutauchen und lebte 15 Monate lang versteckt in Berlin.

Im April 1944 wurde sie jedoch von sogenannten „Greifern“ gefasst und in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Die letzten Worte ihrer Mutter, die sie nicht mehr persönlich hörte, aber von einem Nachbarn übermittelt bekam, wurden zum Leitmotiv ihres Lebens: „Versuche, dein Leben zu machen.“

Neuanfang und späte Rückkehr
Nach der Befreiung des Lagers durch die Rote Armee im Mai 1945 war Margot die einzige Überlebende ihrer Familie. Sie heiratete Adolf Friedländer, den sie im Ghetto kennengelernt hatte, und wanderte 1946 mit ihm in die USA aus. Dort lebte sie über 60 Jahre in New York. Über ihre Vergangenheit sprachen die beiden nie. Erst nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1997 fand sie über ein jüdisches Kulturzentrum wieder den Weg zur Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte.

Im Jahr 2003 besuchte sie auf Einladung des Berliner Senats erstmals wieder ihre Heimatstadt. Ihre Rückkehr und die Begegnungen mit jungen Menschen überzeugten sie, dauerhaft nach Deutschland zurückzukehren. 2010 zog sie endgültig nach Berlin und widmete sich fortan ihrer Mission als Zeitzeugin.

Die Mission und das Erbe
Margot Friedländer reiste unermüdlich durch Deutschland, um in Schulen und an Gedenkstätten mit jungen Menschen zu sprechen. Ihre Botschaft war klar und eindringlich: „Ich will, dass ihr wisst, was geschehen ist. Ihr sollt es nicht selbst erleben. Seid Menschen! Seid wachsam!“ Sie erzählte nicht nur von den Gräueln, sondern auch von den wenigen Menschen, die ihr geholfen hatten, und betonte damit die Bedeutung von Menschlichkeit und Zivilcourage.

Ihr Buch „Versuche, dein Leben zu machen“ (2008), das nach den Worten ihrer Mutter benannt ist, wurde zu einem vielbeachteten Werk. Für ihr unermüdliches Engagement erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz und die Ehrenbürgerwürde von Berlin.

Um ihr Lebenswerk fortzuführen, gründete sie 2023 die Margot-Friedländer-Stiftung. Die Stiftung setzt sich für Toleranz, Menschlichkeit und Demokratie ein und vergibt jährlich den Margot Friedländer Preis an Initiativen, die sich gegen Antisemitismus und Ausgrenzung starkmachen.

Margot Friedländer verstarb am 9. Mai 2025 im Alter von 103 Jahren in Berlin. Sie hinterlässt ein Erbe, das uns alle daran erinnert, dass die Erinnerung an die Vergangenheit die Grundlage für eine bessere Zukunft ist.

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