Medienkrise in Österreich

Die Krise in der österreichischen Medienbranche verschärft sich und der Stellenabbau setzt sich ungebremst fort.Allein seit Jahresbeginn sind mehrere Hundert Jobs von Sparpaketen und Kündigungswellen betroffen. Zuerst wurde bekannt, dass sich etwa die Kleine Zeitung von Dutzenden Mitarbeitern trennen muss. Auch das Red Bull Media House, der Standard und die Presse haben Stellen abgebaut. Insgesamt ist diese Entwicklung bedenklich. Mit diesen jüngsten Kündigungswellen reagieren die Medienhäuser auf die Abwanderung der Werbeerlöse an internationale Digitalkonzerne wie Google und Meta.

Manager Markus Breitenecker © Bild: Bernhard Eder, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Ein weiterer Paukenschlag erschüttert den in Wien ansässigen Medienkonzern ProSiebenSat.1. Nur sechs Wochen nach der Übernahme von 75 Prozent der Anteile durch die MFE-Gruppe des Sohnes von Silvio Berlusconi wurde der gesamte Vorstand des Unternehmens entlassen. Davon betroffen sind ProSiebenSat.1-CEO Bert Habets sowie der österreichische COO der Gruppe, Markus Breitenecker.

Breitenecker, der in Österreich die Puls 4/ATV-Gruppe aufbaute und Puls 24 ins Leben rief, verlässt den Vorstand von ProSiebenSat.1 für Entertainment, Streaming und Vermarktung. Die Trennung erfolgt zwar offiziell „freiwillig“ und „in bestem Einvernehmen“, doch Insider vermuten, dass er damit einer Kündigung durch die Italiener zuvorkam. Die Situation ist für Breitenecker besonders bitter, da er erst im April des Vorjahres für den hochdotierten Job (40.000 Euro Gehalt) mit der gesamten Familie nach München gezogen war. Nun verliert er mit sofortiger Wirkung seine Rolle als COO der deutschen Gruppe und auch die Verantwortung für Österreich. Für ihn heißt es nun: Zwangspause in München.

Marco Giordani, Finanzvorstand der MFE und nun erster Vertrauter der Gruppe, übernimmt die Leitung. Die Absetzung der bisherigen deutsch-österreichischen Führung um Habets und Breitenecker wird mit massiven strategischen Mängeln begründet, darunter einbrechende Werbeeinnahmen und Zuschauerzahlen. Als weiteres Versagen wird das Scheitern von Breiteneckers Gratis-Streaming-Dienst „Joyn“ auf dem deutschen Markt genannt.

Nach dem Abgang von Markus Breitenecker ist die Zukunft der Österreich-Tochter „SevenOne“, zu der Puls 4, ATV und Puls 24 gehören, ungewiss. Die Sendergruppe steht massiv unter wirtschaftlichem Druck. Ausschlaggebend hierfür sind deutliche Quotenverluste von Puls 4 und ATV, die vom Konkurrenten „Servus TV“ überflügelt wurden, was zu einem dramatischen Einbruch des Werbegeschäfts führte. Es wird erwartet, dass die neuen Eigentümer, die Berlusconi-Gruppe, der Österreich-Tochter nun ein drastisches Sparpaket auferlegen werden. Dieses könnte auch das Ende des defizitären Newssenders Puls 24 bedeuten. Dessen Marktanteil sank im November auf nur noch 0,6 %, und der Sender füllt inzwischen über 50 % seines Programms nicht mehr mit aktuellen Nachrichten, sondern mit der Wiederholung alter ATV-Reportagen.

Bei der österreichischen Puls/ATV-Gruppe wird „das Schlimmste“ befürchtet. Ein Insider kündigt an, dass „bei ProSiebenSat.1 ebenso wie bei Puls/ATV kein Stein mehr auf dem anderen bleiben“ werde. [Name] Breitenecker war für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar.

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Andreas Schwarz

KULTUR HÖREN