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TV Tipp: ORF Filmporträt zum 100. Geburtstag der Schauspielikone Oscar Werner

Am 13. November 2022 wäre Oskar Werner, unbestritten eine der herausragendsten österreichischen Schauspiellegenden der Film- und Theatergeschichte, 100 Jahre alt geworden. Unvergesslich und faszinierend für viele bleiben seine darstellerische Präsenz, Mimik, Gestik und vor allem seine unverkennbare Stimme.

Der 1984 verstorbene charismatische Ausnahmekünstler ist für sein Genie wie auch für seine Sensibilität und künstlerische Kompromisslosigkeit bekannt, die ihn vorzeitig am Leben scheitern ließen. Zum 100. Geburtstag beleuchtet eine neue, von ORF-Filmemacher Siegfried Steinlechner gestaltete Dokumentation „Oskar Werner – Mensch und Mythos“ – zu sehen im „dokFilm“ am Sonntag, dem 13. November, um 23.05 Uhr in ORF 2. Anschließend steht Stanley Kramers vielfach ausgezeichnetes, 1965 erschienenes Meisterwerk „Das Narrenschiff“ (23.45 Uhr) mit Oskar Werner auf dem Spielplan, der für seine Rolle eines herzkranken Schiffsarztes eine Oscar-Nominierung als „Bester Hauptdarsteller“ erhielt. ORF III wiederholt den Film sowie das neue Porträt am Freitag, dem 18. November, ab 23.25 Uhr.

Weitere Programme des Oskar-Werner-Schwerpunkts im ORF

Bereits am Freitag, dem 11. November, zeigt ORF 2 um 23.50 Uhr mit „Playback“ eine Episode der Kultkrimireihe „Columbo“ aus dem Jahr 1975 mit Werner als kongenialer Gegenspieler von Peter Falk. Im Spielfilm „Reich mir die Hand mein Leben“ von 1955 am Samstag, dem 12. November, um 9.30 Uhr in ORF 2 verkörpert die Schauspielikone Wolfgang Amadeus Mozart an der Seite von Johanna Matz, Annie Rosar u. a.

Ö1 widmet Oskar Werner vier Sendungen: So ist der unverwechselbare Film- und Theatermime mit der faszinierenden Stimme am Donnerstag, dem 10. November, in den „Radiogeschichten“ (11.05 Uhr) mit Rainer Maria Rilkes ,,Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“ zu hören. Seiner nasalen, manchmal ein wenig arrogant, manchmal zerbrechlich wirkenden, häufig kippenden Stimme setzt die Reihe „Hörbilder“ ein akustisches Denkmal: mit der Ausgabe „Die Stimme des Oskar W.“ am Samstag, dem 12. November, ab 9.05 Uhr. Ebenfalls am Samstag steht ab 14.00 Uhr im „Ö1 Hörspiel“ Georg Büchners „Leonce und Lena“ auf dem Programm. In der SWF-Produktion aus dem Jahr 1958 wirken neben Oskar Werner (Leonce), Gertrud Kückelmann (Lena), Werner Krauß (Valerio), Armin Waldek-Süßenguth (König Peter), Nicole Heesters (Rosetta) und Alma Seidler (Gouvernante) mit, Regie führte Gert Westphal. In „Du holde Kunst“ am Sonntag, dem 13. November, ab 8.15 Uhr liest Oskar Werner unter dem Titel „Traurig schaute der Mond“ Gedichte von Heinrich Heine, für den musikalischen Rahmen sorgt romantische Kammermusik von Robert Schumann, interpretiert von Heinz Holliger, Alfred Brendel und Jörg Demus.

Auch das ORF.at-Netzwerk erinnert im Rahmen der aktuellen Kulturberichterstattung an den Ausnahme-Schauspieler.

Regisseur Steinlechner: „Ein Mensch, der nie zur Ruhe kam“

ORF-Kulturredakteur und -Filmemacher Siegfried Steinlechner gestaltete bereits zum 30. Todestag Oskar Werners 2014 eine Hommage an den Ausnahmekünstler. In seinem neuen Filmporträt tauchte der Tiroler, der sich in der Vergangenheit außerdem dokumentarisch u. a. mit Persönlichkeiten wie Andreas Hofer, Josef Meinrad, Hans Hollein, Günther Schifter und der Popband Bilderbuch oder Themen wie dem Wiederaufleben des Austropop, dem audiovisuellen österreichischen Erbe oder der Zukunft des Fernsehens auseinandergesetzt hat, tiefer in die Welt der Schauspiellegende ein. „Der Mythos Oskar Werners wird zum einen von seiner künstlerischen Karriere, zum anderen von seinem – mitunter als turbulent zu bezeichnenden – Privatleben genährt“, sagt Steinlechner. „Der Mensch Oskar Werner war aus meiner Sicht einer, der nie zur Ruhe kam. Oder wie Lotte Tobisch einmal über ihn meinte: ‚Ein Mensch, der wie eine Kerze an beiden Enden brannte‘“, so der Regisseur. Zum Ruf des „Schwierigen“, der Oskar Werner anhaftete, meint Steinlechner: „Er selbst hat über sich einmal in einem Interview gesagt, er sei nicht schwierig sondern, wenn schon, ‚Der Unbestechliche‘. Das wirkt bis heute nach.“

Es sei für ihn nach wie vor erstaunlich, wieviel Neues bei der Recherche zum Film zu Tage trat. „Zum Beispiel, dass Oskar Werner wenige Monate vor seinem Tod mehrere Totenmasken von seinem Gesicht abnehmen ließ – eine davon befindet sich im Wiener Burgtheater in unmittelbarer Nähe zu seinem großen Vorbild Werner Krauss.“ Und:
„Überrascht hat mich, dass es 38 Jahre nach seinem Tod immer noch Menschen gibt, die so klare Erinnerungen an Oskar Werner haben“ so der Filmemacher.

Als Quellen für seine Recherchen dienten vor allem das Filmarchiv Austria, das Burgtheater und das Theatermuseum. „Der Nachlass wird vom Filmarchiv Austria betreut: dort sind zwar Materialien von und über Oskar Werner vorhanden – einiges aber auf Grund rechtlicher Auflagen nicht bzw. erschwert zugänglich“, erzählt der ORF-Dokumentarist. Und: „Herauszustreichen ist Achim Benning, der ehemalige Burgtheaterdirektor, der einen wahren Quell des Wissens zu Oskar Werner darstellt. Zudem einige private Informanten, die im Film ungenannt bleiben wollen.“ Im Porträt lässt Regisseur Siegfried Steinlechner neben Benning weitere berufliche Weggefährten wie Mona Seefried und Michael Heltau zu Wort kommen. Erstmals sprechen auch Oskar Werners letzte Assistentin, Michaela Kappel, und sein Freund der letzten Jahre in Krems, Robert Mayr, über ihn. Sie alle erinnern sich an einen ganz Großen ihres Lebens und finden spannende Antworten auf Fragen zwischen dem Mythos und dem Menschen Oskar Werner.

Mehr zum Inhalt der Dokumentation

Oskar Werner wurde am 13. November 1922 als Oskar Josef Bschließmayer in Wien geboren. Mit 19 kam er ans Wiener Burgtheater, ohne je Schauspielunterricht genossen zu haben. Er spielte „Don Carlos“, „Torquato Tasso“ und „Hamlet“ eindringlich, mit suggestiver Körpersprache und einzigartiger Stimme. In Anlehnung an Max Reinhardt war das „wahre Theater“ sein Credo. Das sogenannte Regietheater lehnte er kategorisch ab, war überzeugt von der Kraft der Darsteller/innen. Eine Kompromisslosigkeit, die ihn zunehmend in die Rolle eines „Schwierigen“ im Umgang mit Regisseuren und Theaterdirektoren brachte. Auch seine Arbeit in Hollywood war von dieser Rigorosität geprägt. Die internationale Filmwelt war auf Werner aufmerksam geworden, als er 1948 im heutigen Klassiker „Der Engel mit der Posaune“ von Karl Hartl mitgewirkt hatte. In „Entscheidung im Morgengrauen“ (1951), ein beklemmender Kriegsfilm mit politischem Bekenntnis, überzeugte der Wiener in der Hauptrolle Publikum wie Kritik. Den Sieben-Jahres-Vertrag mit 20th Century Fox brach er jedoch, da er mit den angebotenen Rollen nicht einverstanden war.

Zurück in Europa ließ sich Oskar Werner in Triesen, Liechtenstein nieder. Von hier aus startete er seine europäische Filmkarriere: 1955 spielte er in Georg Wilhelm Pabsts Film „Der letzte Akt“. Heute legendär ist „Lola Montez“ von Max Ophüls. Für François Truffaut mimte er 1962 den Jules in der berühmtesten Ménage à trois der Nouvelle Vague, in „Jules et Jim“ neben Jeanne Moreau und Henri Serre. Vier Jahre später beeindruckte Werner in „Fahrenheit 451“ nach dem Roman des berühmten Science-Fiction-Autors Ray Bradbury neben Julie Christie.

Die wirklich große Film- und Theaterkarriere scheiterte an Oskar Werners Ansprüchen, die ihn unzählige Rollenangebote ablehnen ließen. Depressionen, Alkoholprobleme, nicht durchgeführte Theaterprojekte und ein Debakel mit seinem Wachau-Festival 1983 kennzeichneten seine letzten Lebensjahre. Während der Vorbereitung für eine Lesetournee durch Deutschland versagte sein Herz am 23. Oktober 1984 in Marburg an der Lahn.

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