Momente der Besinnung

Es ist ein wunderschöner Wintertag, als ich mich aufmache und Kufstein besuche. Mein Freund erzählt mir, dass wir zuerst auf den Thierberg gehen. Diese 721 Meter hohe Erhebung gehört zu Kufstein. Auf dem Gipfel finden wir die Reste einer Burg, der späteren Einsiedelei und eine Kapelle.

copyrigth Ulrich Kaiser

Der Weg nach oben ist nicht besonders anstrengend. Er muss wunderbar sein, wenn alles grünt und blüht, weil einem dann die Bäume wunderbaren Schatten spenden. Immer wieder bleiben wir kurz stehen. Dieser Berg hat eine besondere Ausstrahlung auf mich. Seine Energie berührt. Am Wegesrand entdecken wir besonders geformte größere Steine. Es ist, als wären sie von Geisterhand genau an diesen Orten platziert worden.

Prominente Bewohner

Wir stehen vor einem Zaun. Dort treffen wir zufällig einen Einheimischen, der mit seinem Hund sparzieren geht. Er erzählt uns, dass das abgezäunte Gelände der Henkel-Dynastie gehört. Die Sektfabrikanten haben das Anwesen 1938 erworben. Etwas weiter unten hat sich ein renommierter „Zuckerlfabrikant“ ein Grundstück zugelegt. Wir reden noch über dies und das, ehe sich unsere Wege trennen. Wir gehen einen schmalen Weg entlang. Oben lugt der Turm der früheren Burg durch die Bäume. Die Sonne wärmt an diesem Tag mit aller Macht und oberhalb der Baus grüßt schon der Mond.

Faszinierende Einsiedelei

Die Burg, die wir jetzt erreicht haben, wurde erstmal 1280 erwähnt. Wir erkennen den alten Palas, der die Kapelle „St. Johannes der Täufer“ untergebracht wurde. Die Bauwerk wurde vom Adelsgeschlecht der Freudsberger, deren Heimat das nahegelegene Schwaz ist. Später ging die Krone des Thierberges an die Bayern und schließlich an die Habsburger über. Bevor wir die Kapelle betreten erspähen meine Augen eine Tafel. Sie stellt ein Andenken an den letzten Einsiedler Josef Schmidhofer dar. Er lebte hier 40 Jahre lange, ehe er 1998 im Alter von 73 Jahren verstarb. Ich denke, dass das Leben hier oben schon eine besondere Sache gewesen sein. Die Ruhe auf dem Gipfel bringt viele Einsichten, die der hektische moderne Mensch im normalen Tagesablauf nicht hat. Die Ruhe der Einsiedelei beschert innere Einkehr. Ein paar Gäste sind mit uns aufgestiegen. Sie sitzen auf den schön platzierten Bänken und genießen die Ruhe. Teils mit geschlossenen Augen. Dieser Berg hat etwas Besonderes.

Farbenfrohe Kapelle, großartiger Blick

Die Kapelle ist eine Augenweide. Farbenfroh lädt sie den Besucher zum Verweilen ein. Die Kleinode sakraler Kunst sind teils in prächtiges Gold gehüllt. Die Mutter Gottes wacht über das harmonische Meisterwerk. Jetzt geht´s hinein in den Turm. Eine Holztreppe führt den Gast nach oben auf die Aussichtsplattform. Auf dem Weg hinauf wandern wir an verschiedene Modellen und Tafeln vorbei. Ich erkenne die Erinnerung an den Tiroler Befreiungskrieg von 1809. Selbstverständlich ist an dieser Stelle das Gedenken an Andreas Hofer nicht weit. Damals ging es gegen die Franzosen unter Napoleon. Ich frage mich, welchen Sinn Kriege machen und warum – mit Verlaub – vor allem Kriegshelden verehrt werden, nicht aber Menschen, die wahrhaftig für den Frieden einstehen. Es sind Gedanken, die immer mehr Leute bewegen und die eine gemeinsame Kraft für eine andere, friedvolle und freiheitliche Welt entfachen können und werden. Das ist etwas, was nur aus den Menschen selbst und damit von unten nach oben entstehen wird.

Meine Gedanken richten sich nach dem kurzem Ausschweifen nun auf die Aussichtsplattform. Die Sonne scheint uns ins Gesicht. Das wunderbare Massiv des Kaisergebirges leuchtet in einem sanften Blau. Unter uns grüßt Kufstein mit seiner Festung. Es ist wunderbar. Wir blicken auf den grün schimmernden Inn, dem mit 517 Kilometern längsten Alpenfluss, der die Schweiz, Österreich und Bayern durchquert. Er ist Namensgeber des Innviertels, das die Bezirke Braunau, Schärding und Ried umfasst. Es ist Zeit wieder ins Tal zu wandern. Wir genießen den Abstieg und freuen uns auf ein gutes Bier an der Flusspromenade Kufsteins, der Perle Tirols.

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