Der Designer Karl Clauss Dietel, der zahlreichen DDR-Produkten ihr Aussehen verliehen hat, ist tot.
Der Form- und Produktgestalter starb am 02. Januar im Alter von 87 Jahren. Dietel hat im Osten Deutschlands Design-Geschichte geschrieben. Er entwarf zum Beispiel Fahrräder der Marke Diamant und die Schreibmaschine der Marke Erika.
Auch mit Kraftfahrzeugen hat er sich intensiv beschäftigt. So war er am Entwurf des Wartburg 353 beteiligt und konzipierte das Moped S50. 2014 erhielt Dietel den Designpreis der Bundesrepublik Deutschland für sein Lebenswerk.
Karl Clauss Dietel absolvierte von 1949 bis 1952 eine Ausbildung zum Maschinenschlosser in Glauchau. Er studierte 1953 bis 1956 an der Ingenieurschule für Kraftfahrzeugbau Zwickau und 1956 bis 1961 an der Hochschule für bildende und angewandte Kunst in Berlin-Weißensee. Anschließend arbeitete er als Formgestalter zunächst bis 1963 im „Zentrale Entwicklung und Konstruktion für den Fahrzeugbau“ Karl-Marx-Stadt. Ab 1963 wirkte er freischaffend. In seiner Diplomarbeit stellte er den Fahrzeugen der DDR aus gestalterischer Sicht ein negatives Urteil aus. Sie hätten meist das Prädikat „gestaltet“ nicht verdient bzw. seien als „nicht gestaltet“ zu bewerten.
Ausgehend von seiner Diplomarbeit für einen Pkw mit erstmals rundem Fahrzeugbug und aerodynamisch optimalem Vollheck gestaltete er 1962 für AWE Eisenach den Grundentwurf zum Wartburg 353. Die Innengestaltung dazu entwarf er zusammen mit Lutz Rudolph.
Zwischen 1963 und 1984 arbeitete Dietel an der Gestaltung von insgesamt sieben Nachfolgemodellen zum Pkw Trabant, ab ca. 1965 gemeinsam mit Lutz Rudolph. Vier dieser Fahrzeuge wurden komplett entwickelt (1:1-Modelle, Windkanal, Testfahrten mit Musterfahrzeugen etc.) und standen praktisch vor der Serienfertigung, wurden jedoch nicht realisiert.
VIII. Kongress des Verbandes Bildender Künstler der DDR, Berlin 1978. V. l. n. r.: Herbert Sandberg, Grafiker, Konrad Naumann, Mitglied des Politbüros des ZK der SED und 1. Sekretär der Bezirksleitung Berlin, Walter Womacka, Maler, Jo Jastram, Bildhauer, Kurt Hager, Mitglied des Politbüros und Sekretär des ZK der SED, Willi Sitte, Maler, Bernhard Heisig, Maler, Paul Verner, Mitglied des Politbüros und Sekretär des ZK der SED, Clauss Dietel, Klaus Wittkugel, Grafiker
Von 1967 bis 1975 unterrichtete er im Honorarauftrag an der Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle, Burg Giebichenstein, danach an der Fachschule für angewandte Kunst in Schneeberg, deren Direktor er dann von 1986 bis 1990 war. Seit 1965 war er Mitglied des Verbandes Bildender Künstler Deutschlands, später VBK/DDR. Von 1970 bis 1974 war er Vorsitzender der Sektion Formgestaltung/Kunsthandwerk des Verbandes. Von der Funktion eines der Vizepräsidenten des VBK, die er seit 1974 innehatte, trat er aus Protest gegen die Repressalien des Amtes für Industrielle Formgestaltung AIF der DDR am 25. Juni 1981 zurück.[4] In der Wendezeit war er 1988–1990 Präsident des VBK.
Clauss Dietel war Mitglied der SED und Mitglied der Bezirksleitung der SED in Karl-Marx-Stadt.
Seit 1959 wurde er durch das MfS observiert, unter anderem im Zusammenhang mit der Künstlergruppe Clara Mosch in Karl-Marx-Stadt. Nach Rücktritt 1981 als VBK-Vizepräsident wurde daraus ein „Operativer Vorgang“ des MfS/DDR.
Besondere Beachtung fanden Dietels definierte Gestaltungsprinzipien. Unter anderem ist hier das Offene Prinzip zu benennen, das Entwürfe ermöglicht, die Zugang für Austausch, Pflege und Reparatur bieten. So können letztlich nicht nur technische Neuerungen an das Objekt angepasst werden, sondern ebenso die sich ändernden Ansprüche und Vorlieben der Nutzer. Eine anschauliche Umsetzung fand dieses Prinzip an den Kleinkrafträdern Simson S 50 und S 51.
1984 wurde er zum Professor berufen. Diese Berufung wurde 1992 bestätigt.
Als erster ostdeutscher Gestalter erhielt Clauss Dietel am 25. September 2014 den vom Bundeswirtschaftsministerium als höchste offizielle deutsche Auszeichnung im Bereich Design verliehenen Bundesdesignpreis für sein Lebenswerk.[7]Dietel habe, so die Jury, die ostdeutsche Designentwicklung bis zur Jahrtausendwende maßgeblich mitgeprägt.
Dietel lebte als freischaffender Formgestalter in Chemnitz.
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