DEUTSCHLAND

Herbert Achternbusch ist tot

Der Regisseur, Schriftsteller und Maler von subversiv-sarkastischem Humor starb im Alter von 83 Jahren.

© Regina Schmeken

Er war mehr als ein Filmemacher. Er schrieb, dichtete, malte, war Schauspieler. Herbert Achternbusch ist tot. Er starb im Alter von 83 Jahren. Die Stadt München bestätigte einen entsprechenden Bericht der “Süddeutschen Zeitung”.

Fast 30 Filme listet seine Filmothek auf, 20 Theaterstücke, 40 Buchpublikationen und Hunderte von großflächigen Bildern. In der Öffentlichkeit ist er weniger als Maler denn als Schöpfer skurril-subversiver Filme in Erinnerung geblieben.

Einer dieser Streifen heißt “Die Atlantikschwimmer” und zeigt zwei Männer, nur mit Badehose und Schwimmbrillen bekleidet, wie sie in den oberbayerischen Walchensee hüpfen, um von dort aus Amerika zu erreichen. Getreu dem Motto: Du hast keine Chance, aber nutze sie! Ein echter Achternbusch eben.

1938 als uneheliches Kind in München geboren, wuchs Achternbusch nach dem Selbstmord der Mutter im Bayerischen Wald bei seiner Großmutter auf. Seine Oma habe ihn gelehrt, was richtig und falsch sei, sagte Achternbusch als erwachsener Mann.

In Nürnberg und München studierte Achternbusch bildende Kunst und entdeckte schon bald zusätzlich zur Malerei das Filmemachen für sich. Später betätigte er sich zudem als Schriftsteller und Schauspieler, er war der Hauptdarsteller in seinen eigenen Filmen. Der “Universaldilletant” Achternbusch sagte einmal über sich selbst: “Schlechter als ich ist keiner.”

Sein Filmen war eben doch bestimmt von der Einsicht, dass, wenn man keine ganz großen, teuren Filme machen kann, man eben ganz kleine, billige machen musste. Alles dazwischen war spießig oder Fernsehen.

Und so ging, als er anfing mit dem Film „Bierkampf“, Achternbusch als Polizist verkleidet übers Oktoberfest und provozierte die Leute. Und die Kamera, ohne jede Drehgenehmigung, schaute dabei zu. Eindrucksvollere Massenszenen als diesen Bierzeltwahnsinn hat auch Bernd Eichinger selten auf die Leinwand gebracht.

Und wenn die Kamera von einem Dach hinunter auf den Marienplatz schaute, brauchte der Film nur einen kleinen narrativen Gesamtzusammenhang zu behaupten. Und halb München wurde zur Statisterie in Achternbuschs Low-budget-Monumentalkino.

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