Der Journalist, Publizist und Politiker Michael Naumann wird 80. Er prägte das Amt des Kulturstaatsministers.
Michael Naumann feiert an diesem Mittwoch seinen 80. Geburtstag. Und es stellt sich auch gleich die Frage, ob man ihn überhaupt beruflich festlegen kann, und wozu? Naumann war Ressortleiter beim „Spiegel“, Chefredakteur und Herausgeber der „Zeit“, später auch mal Chefredakteur von „Cicero“: Journalismus ist eine seiner Leidenschaften.
Michael Naumann, geb. am 8.12. 1941 studierte Politische Wissenschaft, Philosophie und Geschichte in Marburg und München, promovierte 1969 mit einer Arbeit über Karl Kraus und habilitierte sich nach einem Studienaufenthalt am Queen’s College, Oxford mit einer Studie über den „Strukturwandel des Heroismus.“
Er wechselte Jobs und Engagements wie Fußballprofis den Club: ein Angriffsspieler. Der Sozialdemokrat Naumann war 2008 Spitzenkandidat bei der Hamburger Bürgerschaftswahl, verlor aber trotz ansehnlicher Stimmengewinne für die SPD gegen Ole von Beusts CDU.
Naumann mag das Risiko. Sonst wäre er 1998 nicht dem Ruf Gerhard Schröders ins Kanzleramt gefolgt. Es war nach der Kohlschen Ewigkeit eine Aufbruchsstimmung wie jetzt nach 16 Merkeljahren.
Nun ist es zum ersten Mal anders. Der designierte SPD-Kanzler Olaf Scholz bekommt mit Claudia Roth eine Grüne als Staatsministerin für Kultur und Medien. Es war eine massive Überraschung, als plötzlich der Hamburger Kultursenator Carsten Brosda, ein langjähriger Scholz- Vertrauter, aus dem Rennen flog.
Brosda galt als sicherer Kandidat, aber offenbar war das am Ende zu viel hanseatisch-sozialdemokratische Männerwirtschaft. Für den Geschmack vieler Beobachter gab Scholz die Kultur zu einfach ab, Verhandlungsmasse eben, wie andere Ministerien und Ämter.
Claudia Roth, als durchsetzungsfähig bekannt, wird ebenso kämpfen und überzeugen können. Die 66-Jährige ist eine erfahrene Politikerin mit bunter Biografie, eine Marke. Es ist nicht gesagt, dass die rot-grüne Kultur-Kohabitation im Kanzleramt Schlechtes bringt.
Roths Berufung zeigt eben auch, wie Scholz das Publikum mit Personalentscheidungen wach hält. Eine jede verantwortliche Kulturperson im Kanzlerdunstkreis hat die Aufgabe und Chance, das Amt stets aufs Neue zu erfinden.
Es ist kein eigenständiges Ministerium. Das lässt sich mit kräftigem Auftritt und Konfliktlust kompensieren.
Michael Naumann zieht sich zum Geburtstag nach Bayern zurück, an einen schönen Ort des Geistes und der Einkehr, wie man hört. Im nächsten Jahr will er bei der Barenboim-Said-Akademie aufhören.
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