DEUTSCHLAND

Wie die Literatur bei Fake News helfen kann

Mit Fake News meinen wir heute meist Falschinformationen, die insbesondere über Soziale Medien verbreitet werden. Doch Fake News sind älter als Internet oder Social Media und beschränken sich nicht auf den Bereich der Politik.

© Ingus Kruklitis

Bei umstrittenen Themen wie dem Impfen oder Klimawandel, begegnen uns besonders oft Falschinformationen. Auf die Frage, wie wir Fake News entlarven und zwischen Fakten und Unwahrheit unterscheiden können, sieht Thomas Strässle in der Literaturwissenschaft eine mögliche Antwort.

Im Jahr 1963 schrieb der Autor Hans Traxler ein Buch mit dem Titel “Die Wahrheit über Hänsel und Gretel”. Darin legte er detailliert dar, warum das Märchen der Gebrüder Grimm auf einen echten Kriminalfall zurückzuführen sei. Doch genau das war ausgedacht, es war quasi ein Märchen über das Märchen, aber so präsentiert, als könne es stimmen.

Nicht wenige waren damals verunsichert. “Sagen Sie mir, was stimmt”, schrieb ein Leser. Fake News empfinden wir als bedrohlich, sie machen uns Angst, weil sie unsere Fähigkeit, Wirklichkeit und Scheinwelt auseinanderzuhalten, infrage stellen. Fakes sind mehr als Fehler oder Lügen. Sie sind immer absichtliche, vorsätzliche Täuschungen, die ein ganz bestimmtes Ziel verfolgen, erklärt der Literaturwissenschaftler Thomas Strässle.

Thomas Strässle, geboren 1972, ist Literaturwissenschaftler, Autor und ausgebildeter Musiker. Er studierte Germanistik, Philosophie und Musikwissenschaft in Zürich, Cambridge und Paris und liess sich parallel dazu zum Flötisten mit Konzertdiplom ausbilden.

1999 promovierte er über Barockliteratur, 2008 habilitierte er sich mit einer Studie über die Symboliken des Salzes in der Literatur von Homer bis zur Gegenwart.

Von 2009 bis 2013 hatte er die erste SNF-Förderprofessur an der BFH inne. Seit 2013 leitet er das Y Institut an der HKB und ist Titularprofessor am Deutschen und am Komparatistischen Seminar der Universität Zürich.

Ausserdem ist er Präsident der Max Frisch-Stiftung an der ETH Zürich und Mitglied des Literaturclubs von SRF/3sat.

In der Literatur wird ständig mit Wahrem und Ausgedachten gespielt und die Grenzen zwischen Fakt und Fiktion verschwimmen. Literaturwissenschaftler*innen kennen sich mit den Strategien und Techniken des fiktionalen und des faktionalen Erzählens aus.

In seinem Vortrag erklärt Thomas Strässle, welche Stilmittel in falschen Geschichten und Fake News zum Tragen kommen und wie wir sie erkennen. So kann Literaturwissenschaft sogar politisch werden.

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