Glühendes Eisen fasziniert die Herzen

Wenn die Tore der ältesten noch betriebenen Hammerschmiede Europas aufgehen, schauen viele Gäste vorbei. Alle zwei Jahre findet die Hammerschmiednacht statt. „Es ist uns schon eine Ehre, das Fest organisieren zu dürfen. Wir wollen die Gäste gerne in das Handwerk und in unser Leben eintauchen lassen“, freut sich Elena Wagenhofer. Gemeinsam mit ihrem älteren Bruder Sebastian steht sie mittlerweile für siebte Generation dieser Familie, die dieses wunderbare Anwesen unterhält.

„Wir haben uns überlegt, wie wir alles unterhalten können. So bieten wir Führungen, Seminare oder eben dieses Fest an“, unterstreicht Vater Frank. Vor 27 Jahren hat er gemeinsam mit seiner leider verstorbenen Frau Gerlinde das riesige Anwesen übernommen. 1844 erwarb sein Ur-Ur-Ur-Großvater das Areal für 9.000. Ein Areal, das das Buch eine viele Jahrhunderte alten Geschichte füllt.
Feuer und Eisen – ein geniales Duo

 © copyright. Bilder @Simon Luttenberger


Während der „Hammerschmiednacht“, die stets im August stattfindet, wandern die Gäste mit großen Augen durch das zentrale Gebäude, der Hammerschmiede. Dieses ist nicht besonders. Drinnen riecht es richtig alt. Überall klebt Schweiß an den Wänden. „Die Schmiede wurden damals auch die Schwarzen Grafen genannt“, erklärt Frank seinen Gästen. Das Feuer lodert, das Eisen glüht. Die optimale Schmiedetemperatur liegt bei rund 1500 Grad. Unter 800 Grad wird’s dem Schmied zu frisch und die Eisenstange kommt wieder ab ins Feuer. Draußen wirft Sebastian das Wasserrad an. Vor der Gebäude liegt ein zirka 200 Meter langer See. „Die Schmiede erhielt 1516 das Staurecht. Damals hat man den Bach, der hier durchfließt einfach verbreitert. 

Wir können das Wasser des Baches steuern. Früher waren an diesem rund 40 Handwerksbetriebe angeschlossen. Es gab alleine 20 Brauereien“, hebt Sebastian hervor. In der Schmiede führt Frank aus, dass man in der Spitze rund 10 KW erreicht, im Schnitt sind es etwa 300 m³ Durchfluss pro Stunde, was einer Durchschnittsleistung von 1,8 Kilowattstunden entspricht. Das Wasserrad wird pro Stunde als von 300.000 Litern Wasser angetrieben. Das ist vergleichbar mit dem Tagesbedarf von 100.000 Menschen, wenn man drei Liter Flüssigkeit pro Tag zu Grunde legt. Frank wirft nun den Schwanzhammer an.

An einem mehrere Meter langen Eisen sind gewaltige Hämmer montiert. Sie wiegen zwischen 300 und 400 Kilo. Sie erzeugen eine gewaltige Schlagkraft von drei Tonnen. „Wofür früher vier Männer eine Stunde brauchten, geschieht damit in zwei Minuten“, sagt Sebastian. Früher mussten aus Eisenklumpen zunächst Stangen zur Weiterverarbeitung erzeugt werden. Die Waffenschmiede der Herzöge erzeugten an dieser Stelle vor allem Spitzen. Die Gäste haben Spaß, wenn sie selbst Hand anlegen können und erkennen, wie aus glühendem Eisen etwas entsteht.


Kunstschmied: Faszination Vielfalt


Während der Hammerschmiednacht präsentiert sich auch die Kunstschmiede Lechner. Vater Norbert und Sohn Stefan führen den Familienbetrieb. Sie zeigen an diesem Tag, wie aus einer glühenden Eisenstange ein filigranes Blatt entsteht. Andrea hält eines in der Hand und ist fasziniert: „Es ist sehr filigran und beeindruckend wieviel Arbeitsschritte nötig sind, um so etwas entstehen zu lassen.“ Stefan Lechner zeigt dem 16-jährigen Michael, wie man das Eisen schmiedet. Michi ist begeisterter Schmied, hat seinem Freund sogar eine kleine Schmiede aufgebaut und versucht diese jetzt zu verbessert. Stefan erklärt ihm, dass der das Eisen während des Formens stets drehen muss. Der Kunstschmied ist begeistert von seiner Passion: „Ich habe erst einmal eine höhere Schule gemacht. Die Vielfalt des Berufes fasziniert mich. Aus dem Eisen kann ich alles herstellen, was ich will. Es sind keine Grenzen gesetzt.“


Musik und Bienen


Ich wandere entlang des Sees. Am Ufer spielt die Wirtshaus Musik. Die Gruppe präsentiert nur eigens komponierte Stücke. Vom Walzer bis zur Rumba. Das Dreigestirn erfreut die Herzen der vielen Gäste. Schwäne und Enten, die eigentlichen Herren des kleinen Schmiedesees sind heute nicht so neugierig wie sonst. Sie haben sich im hinteren Teil versteckt und haben somit ihre gottgegebene Ruhe. Am Ende des Festbereiches steht Andi Hartl. Er ist Imker mit Leidenschaft. Andi erzählt, dass der Honig nur 18 Prozent Wasseranteil haben sollte. Der Imker miss dies mit dem Refraktometer.

Dieses Gerät benutzen auch die Winzer, um den Zuckergehalt der Trauben festzustellen. Dieses Instrument kann aber auch den Wasseranteil messen. Andi verrät weiter, dass die Biene zunächst einen Nektar in den Stock bringt, der zwischen 30 und 40 Wasseranteil hat. Durch den Zusatz körpereigener Enzyme und dem Wind, der durch die Flügel entsteht, verdunstet die Feuchtigkeit und dann entsteht der Honig: „Wenn du vor dem Bienenstock stehst, dann riechst du den frischen Honig.“

Die Hammerschmiednacht war wieder ein voller Erfolg. Diesmal hat die junge Generation angepackt. Elena ist begeistert: „ Es zeigt, dass die Jungen auch Freunde an der Sache haben und vielleicht sogar mit etwas mehr Elan dabei sind.“ Sie strahlt wie die ganze Familie, die weiß, dass dieses Fest ein riesiges Gemeinschaftswerk ist. Zahlreiche Freunde und Verwandte helfen mehrere Tage lang, um den Gästen ein unvergessliches, weil herzliches Fest zu bieten.

Beitrag Ulrich Kaiser

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