„Eine Ermutigung für die Idee der Freiheit“

Russland lässt Kirill Serebrennikov zu den Lessingtagen nach Hamburg reisen, der kritische Künstler inszeniert dort „Der schwarze Mönch“. Thalia-Intendant Joachim Lux sieht darin ein Symbol.

© Marcus Brandt

Der lang unter Hausarrest festgehaltene russische Regisseur Kirill Serebrennikow darf überraschend in Hamburg proben.

Der russische Regisseur Kirill Serebrennikov durfte nach jahrelangem Hausarrest überraschend Moskau verlassen und ist mit einem befristeten Visum zu Proben am Thalia Theater in Hamburg eingetroffen. Hinter ihm liegen mehr als vier Jahre Reiseverbot.

Inszeniert hat Serebrennikov trotzdem – per Zoom in ganz Europa, darunter „Nabucco“ an der Hamburgischen Staatsoper 2019. Seit Montag leitet er am Thalia nun die Proben seiner Inszenierung „Der schwarze Mönch“ nach Anton Tschechows Erzählung, erweitert um weitere Tschechow-Stoffe.

„Ich wahr sehr überrascht und konnte das Ganze erst glauben, als Kirill Serebrennikow am vergangenen Samstag tatsächlich in Hamburg gelandet war“, sagt der Thalia-Intendant Joachim Lux.

Der international gefeierte Oper-, Film- und Theaterregisseur mit klarer politischer Haltung wurde im Sommer 2017 unter Hausarrest gestellt. Ihm wurde Veruntreuung von staatlichen Subventionen vorgeworfen, die in sein Theaterprojekt „Gogol-Сenter“ geflossen sein sollen. Nach einem zähen zweijährigen Prozess wurde Serebrennikow zu drei Jahren auf Bewährung und einer Geldstrafe verurteilt und mit einem Ausreiseverbot aus Russland belegt.

Für seine erste Arbeit „in Präsenz“ hat sich Serebrennikow nun eine ziemliche Rarität ausgesucht – die Erzählung „Der schwarze Mönch“ von Anton Tschechow, die als eines der rätselhaftesten Werken des großen russischen Dramatikers gilt.

Das nur mit vier Personen besetzte Mini-Drama in Form einer philosophischen Novelle handelt von einem Universitätsprofessor, der vom Trugbild eines schwarzen Mönches verfolgt wird. „Für diese Erzählung, die in Russland sehr berühmt und in Deutschland komplett unbekannt ist, gibt es keine klare Lesart“, meint Joachim Lux.

„Der Konflikt ist, wenn man so will, die Kluft zwischen der Notwendigkeit des normalen durchschnittlichen bürgerlichen Lebens einerseits und dem andererseits Wunsch des Menschen, groß und besonders, vielleicht sogar genialisch zu sein.“

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