Claus Peymann, einer der prägendsten deutschen Theatermacher der letzten Jahrzehnte, ist tot. Der Regisseur und frühere Intendant zahlreicher Bühnen starb im Alter von 88 Jahren in seinem Zuhause in Berlin-Köpenick nach langer, schwerer Krankheit. Seine frühere Geschäftsführerin des Berliner Ensembles bestätigte die Nachricht gegenüber der dpa.

Der 1937 in Bremen geborene Peymann hinterlässt ein beeindruckendes Erbe: Er leitete von 1986 bis 1999 das renommierte Wiener Burgtheater und stand anschließend von 1999 bis 2017 an der Spitze des Berliner Ensembles.
Peymann, geboren 1937 in Bremen, war eine zentrale Figur des deutschsprachigen Theaters und prägte es über Jahrzehnte. Seine Karriere umfasste bedeutende Stationen: Er leitete von 1986 bis 1999 das renommierte Wiener Burgtheater, bevor er von 1999 bis 2017 die Intendanz des Berliner Ensembles übernahm, wo er bis zu seinem Ruhestand wirkte.
Claus Peymann – Das Überwintern der Kunst
Über die Erfahrung des Kriegs, Hemingway, die Radikalität der Kunst, Bert Brecht, die 68er, Willy Brandt, Terrorismus, Sinnsuche, Träumer und Utopisten und: „das Verjuxen des grössten Kapitals“ (SRF; 20.04.2008). Hinweis: Einige weitere Beiträge mit Claus Peymann oder Thomas Bernhard, Peter Handke, Heiner Müller, Gert Voss, Oskar Werner u.v.a. im Archiv dieses Kanals, hier: / @textundbuehne
Ein kompromissloser Verfechter der Klassik
Claus Peymann verfolgte in seiner Arbeit einen bewusst klassischen Ansatz. Er setzte auf traditionelle Interpretationen bekannter Stücke und lehnte das damals aufkommende Spektakel- und Performance-Theater entschieden ab.
Kritiker, die sein Berliner Ensemble deshalb als „Museum“ verspotteten, konterte er selbstbewusst mit der Feststellung: „Manchmal ist das Museum der lebendigste Ort einer Stadt.“ Diese Haltung zeigte seinen unerschütterlichen Glauben an die Kraft des klassischen Theaters, selbst in einer sich wandelnden Medienlandschaft.
Zusammenarbeit mit großen Autoren und unvergessliche Inszenierungen Peymanns Wirken war eng verbunden mit einigen der bedeutendsten deutschsprachigen Autoren seiner Zeit. Er arbeitete intensiv mit Thomas Bernhard, Thomas Brasch, Botho Strauß, Peter Turrini, Peter Handke, George Tabori und Elfriede Jelinek zusammen. Diese Kollaborationen führten zu wegweisenden und oft kontroversen Inszenierungen, die das Publikum herausforderten und polarisierten.
Zu seinen wichtigsten Aufführungen zählen unter anderem Handkes „Publikumsbeschimpfung“ (1966), Kleists „Hermannschlacht“ (1982), Bernhards „Heldenplatz“ (1988) – eine Inszenierung, die in Wien große politische Diskussionen auslöste – sowie Shakespeares „Richard II.“ (2000) und „König Lear“ (2018). Peymanns künstlerische Arbeit wurde vielfach gewürdigt: Er erhielt insgesamt 17 Einladungen zum renommierten Theatertreffen, ein Zeichen für die nachhaltige Wirkung und Qualität seiner Inszenierungen.
Mit Claus Peymann verliert die Theaterwelt einen Regisseur und Intendanten, der stets seinen eigenen Weg ging und das Publikum immer wieder zum Nachdenken anregte. Sein Erbe wird in den Annalen des deutschsprachigen Theaters noch lange fortleben.
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