Manchmal scheiterte alles am Größenwahn

Von Schubert über Hitchcock bis zu Bruce Lee: Thomas von Steinaecker hat ein facettenreiches und kurzweiliges Buch über nicht zu Ende gebrachte Kunstwerke geschrieben.

Romane, Filme, Bilder, Kompositionen werden manchmal nicht zu Ende gebracht. Sie kommen vielleicht kaum über einen Plan oder eine Skizze hinaus, bleiben früh stecken. Oder werden weit vorangetrieben, um dann irgendwann doch liegen zu bleiben. Aus inneren Gründen oder auch wegen äußerer Verhinderungen. Der Tod spielt unter den Letzteren naturgemäß eine prominente Rolle, aber die können zum Beispiel auch Studiobosse oder andere Geldgeber übernehmen und ungezählte andere Fährnisse dazwischentreten.

Die inneren, im werdenden Werk oder schon seiner initialen Idee liegenden Gründe mögen interessanter sein. Weniger den Zufällen ausgesetzt. Aber man darf nicht davon ausgehen, dass sie sich immer sauber von den widrigen Umständen trennen lassen.

Das ist eine der beiläufig zu gewinnenden Einsichten bei der Lektüre des Buchs, das Thomas von Steinaecker liegen gelassenen oder wie es der Untertitel gleich etwas vollmundiger formuliert, gescheiterten Kunstwerken gewidmet hat.

Thomas von Steinaecker, geboren 1977 in Traunstein, promovierte über „Literarische Foto-Texte. Zur Funktion der Fotografien bei Brinkmann, Kluge und Sebald“. Für sein Debüt „Wallner beginnt zu fliegen“ erhielt er verschiedene Preise.

Sein vierter Roman, „Das Jahr, in dem ich aufhörte, mir Sorgen zu machen, und anfing zu träumen“, ist für den Preis der Leipziger Buchmesse 2012 nominiert. Steinaecker lebt als freier Autor und Journalist in Augsburg und München.

In seinem neuen Roman trifft man auf Michelangelo und Leonardo, auf Musil und Hölderlin, die frühen Romantiker und Schubert, den Fluch der neunten Symphonie und Menzels aufgegebene Bilder, auf Orson Welles und Stanley Kubrick, Ingeborg Bachmann und Thomas Bernhard, die Beach Boys und Ligeti, Fellini und Visconti, Doderer und Arno Schmidt, Kafka natürlich und Karl May, Cage und Puccini, Hitchcock und Verhoeven, Ernst Jünger und Bruce Lee – und das ist nur eine Auswahl der behandelten Künstler.

Bei Steinaecker kommt es nicht vorrangig auf die Verhinderungsgründe an, sondern das Buch lebt von den Werken oder Werkprojekten, die es heranzieht. Literatur und Film, Pop und Klassik, Alte Meister und Avantgarden, Comic und Architektur sind vertreten, und für die Mischung der Register ist gesorgt.

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