Die Kultur der Einmischung

Der Berliner Verleger Klaus Wagenbach ist im Alter von 91 Jahren gestorben. Er galt als Prototyp des politischen Verlegers der 68er Bewegung.

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Der Verleger Klaus Wagenbach ist tot. Er starb am Freitag in Berlin im Alter von 91 Jahren, wie sein Verlag am Montag mitteilte. Er sei gestorben „begleitet von seiner Familie und umgeben von seinen Büchern“, hieß es.

Wagenbach wurde 1930 in Berlin geboren und begann dort 1949 beim damals noch vereinten Verlag Suhrkamp/Fischer eine Lehre. Danach studierte er Germanistik, Kunstgeschichte und Archäologie in München und Frankfurt am Main. Der Schriftsteller Frank Kafka wurde zu seiner großen Leidenschaft, Wagenbach promovierte 1957 über den Autor.

Nach Stationen als Lektor beim Modernen Buchclub in Darmstadt und beim S. Fischer Verlag gründete er 1964 seinen eigenen Verlag in West-Berlin. Dort verlegte er unter anderem die Autoren Günter Grass, Hans Werner Richter oder Ingeborg Bachmann.

Wagenbach stand für eine Kultur der Einmischung und des demokratischen Streits. Er galt als Prototyp des politischen Verlegers der 68er Bewegung. Er stand auch für aufwendig gemachte Bücher, sie sollten „hundert Jahre halten“, sagte er.

So wurde er unter anderem 1974 wegen der Veröffentlichung des RAF-Manifests zu einer Haftstrafe auf Bewährung verurteilt und im Jahr darauf zu einer Geldstrafe wegen übler Nachrede, da er die Tötung des Studierenden Benno Ohnesorg durch den Polizisten Karl-Heinz Kurras sowie die Erschießung Georg von Rauchs als Mord bezeichnet hatte. Im Mai 1976 sprach Wagenbach bei der Beerdigung der RAF-Terroristin Ulrike Meinhof. 

2002 übernahm Susanne Schüssler den Verlag, Wagenbachs dritte Ehefrau.

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