AUDIO. Wenn die kultigen Kisten auf Reise gehen

Von Ulrich Kaiser

Herausforderungen und Zukunft des Kulturguts Auto. Die zunehmende Elektrifizierung und Autonomie der Fahrzeuge stellt die Oldtimer-Szene vor neue Herausforderungen. Es gilt, die technische Expertise und das kulturelle Erbe des Automobils zu bewahren und gleichzeitig neue Mobilitätskonzepte zu integrieren.

©Bild: Kultur Online TV-FM

Das Auto ist mehr als nur ein Fortbewegungsmittel. Es ist ein Kulturgut, das unsere Gesellschaft und unsere Lebensweise geprägt hat. Oldtimer und Youngtimer bewahren die Geschichte der Mobilität und des Designs und verkörpern die Faszination des Automobils.

Es ist ein heißer Tag, dieser Samstag im Kaiserwinkl. Über 30 Grad sind angesagt und so heizt sich der Dorfplatz Kössen schon in aller Früh auf. Überall knattert alte Motoren. Die Teilnehmer der Oldtimer Rallye stellen ihre kultigen Kisten gerne im Schatten ab, wenn sie denn einen finden. Mit dabei ist Lokalmatador Christian Hintler. Der strahlt aus einem wunderschönen alten Mercedes 170 V heraus.

© Kultur Online FM – Beitrag von Ulrich Kaiser

Der Kössener hat eine Autowerkstatt und den „alten Hamburger Jung“ von einer Kundin gekauft, die ihn nicht mehr fahren konnte: „Wenn du nicht genau aufpasst, dann fahren diese Auto, die schon anders als die modernen zu lenken sind, auch mal ganz woanders hin. Ansonsten ist es ein schönes Gefühl. Die Hitze mag er nicht so, aber er ist auch nicht mehr Jüngste.“ Christian weiß, dass sein Mercedes 1949 zum ersten Mal zugelassen wurde und dementsprechend wohl noch ein wenig älter ist.

Auf der Kultveranstaltung steht zwar Rallye drauf, aber im Grunde steckt eine gemütliche Ausfahrt mit recht amüsanten Prüfungen drin. Herbert Fritz gehört zum Organisationsteam und gibt zunächst die Startnummern aus. Er beschreibt, dass die gemütlichen Fahrzeuglenker die ganze Region erkunden. So müssen sie in einer Glockengießerei raten, wie schwer eine Glocke ist oder machen sogar im Biathlonzentrum von Hochfilzen halt.

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Dort schießen die „Sportler“ auf die berühmten schwarzen Scheiben, ehe sie noch eine Art Geschicklichkeitstest absolvieren. Herbert ist begeistert: „Die Leute in Hochfilzen machen alles für uns. Sie organisieren alles perfekt. Wir müssen uns um nichts kümmern.“ So ist die ganze Region bis hinaus nach Schleching eingebunden.

60 rüstige Vierradler machen sich später auf den Weg. Vor mir steht gerade ein kleines, aber feines Gefährt von Steyr-Puch, sieht ein wenig aus wie ein FIAT 500. Der Regenburger Heinz Liedl beantwortet viele Fragen. Der 84-jährige war in den 1960er-Jahren auch dreimal Bergmeister, ist mit dem heutigen Red Bull Motorsportchef Helmut Marko gefahren oder mit 160 Sachen auf über den berüchtigten Nürburgring gedüst. Begeistert erzählt er von Walter Röhrl, dem besten Rallyefahrer der Welt: „Mit Walter bin ich einmal in Südtirol mitgefahren.

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Da merkst du, warum er wirklich der Beste war. Er war nicht nur der beste Rallyefahrer, sondern ist auch ein ganz feiner Kerl.“ Ein paar Meter weiter schmeißt der Überseer Ernst Höllmüller seinen 1952er Opel Olympia an: „Den habe ich vor 50 Jahren von der Haushälterin vom Kramer Klatt gekauft. Dann ist er ewig lang herumgestanden, ich habe ihn zusammengeschraubt. Irgendwann habe ich mir gemacht, ich muss ihn jetzt fahren, bevor ich sterbe.“ Dabei muss Ernst schon grinsen.

Jeder Oldtimerfreund hat seine eigene Geschichte zum seinem Liebling. Und jeder Lenker solcher kultiger Kisten, redet seinem Spezl gut zu, damit der Motor läuft und die Senioren nicht irgendwo einfach eine Pause einlegen. Punkt 10 Uhr geht´s auf die Piste. Der Start wird mit einem lauten Knall einer Kanone begleitet. Alte Mercedes-Karossen, sportliche Porsches, kleine FIATS oder sogar – für meinen Geschmack ein wenig zu junge – Audis aus den 90er-Jahren. Solche habe ich selbst noch gefahren. Vielleicht bin auch schon ein Oldie unter Oldies.

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Und der Oldie schaut dann nochmals kurz auf den Dorfplatz. Jetzt treffen auch alte Motorräder ein. Der Bayer Bernhard ist schon angekommen und erzählt mir seine Geschichte vom Zweirad aus dem Jahr 1952: „Ich habe das Motorrad vor 25 Jahren gekauft. Damals in Teilen zerlegt, die ich dann selbst zusammengebaut habe. Jemand wollte es verkaufen, wir haben uns auf 500 Mark geeinigt.

Es macht immer Spaß, mit ihm zu fahren.“ Die Hitze des Tages nimmt zu, die Motorräder und weitere Oldtimer auch, deren Besitzer einfach nur vorbeischauen, um sich auszutauschen. Es ist ein Genuss bei einem kühlen Blonden und Weißwürsten über die Leidenschaft zu reden, die alle Gäste, die nach Kössen gekommen sind, miteinander verbindet.

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