Donnerstag, 01. Oktober 2020 RBB 20:15h
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Biografie der jüdischen Philosophin (1906 – 1975), die mit der Theorie von der „Banalität des Bösen“ für Aufsehen sorgte1961: Der NS-Kriegsverbrecher Adolf Eichmann wird gefasst. Die jüdische Philosophin Hannah Arendt (Barbara Sukowa) besucht den Prozess in Jerusalem und berichtet für den „New Yorker“ darüber. Ihre Artikelserie löst einen heftigen Proteststurm aus.
1961: Der NS-Kriegsverbrecher Adolf Eichmann wird gefasst. Die jüdische Philosophin Hannah Arendt (Barbara Sukowa) besucht den Prozess in Jerusalem und berichtet für den „New Yorker“ darüber. Ihre Artikelserie löst einen heftigen Proteststurm aus.
Hannah Arendt ist aus Nazideutschland geflohen und lebt mit ihrem Mann Heinrich schon seit 20 Jahren im amerikanischen Exil. Ihre New Yorker Wohnung ist Treffpunkt immigrierter jüdischer Intellektueller, die sich um die Aufarbeitung der Shoa bemühen. Die überraschende Nachricht von der Ergreifung des NS-Kriegsverbrechers Adolf Eichmann elektrisiert die Totalitarismusforscherin, die schon mehrfach über den deutschen Faschismus publiziert hat.
Im Auftrag der Zeitung „The New Yorker“ reist sie nach Jerusalem, um über den Prozess zu berichten. Im Gerichtssaal erwartet sie, ein Monster anzutreffen, und ist zunächst irritiert. Die Mittelmäßigkeit des Bürokraten, der keine Reue zeigt, passt scheinbar gar nicht zur unvorstellbaren Grausamkeit seiner Taten. Sie sieht in dem Massenmörder einen Beamten, der die Ermordung der Juden mitleidslos wie eine ihm auferlegten Pflicht erfüllte.
Im Februar 1963 erscheint ihre Artikelserie, deren provozierende These von der „Banalität des Bösen“ für weltweite Empörung sorgt. Trotz einer beispiellosen Hetzkampagne verteidigt die Denkerin ihre Interpretation, wonach ganz normale Menschen zu Gräueltaten unvorstellbaren Ausmaßes fähig sind. Der Vorwurf, sie würde einen der Hauptverantwortlichen für den Holocaust verteidigen, führt zum Bruch mit nahen Freunden wie Hans Jonas und Kurt Blumenfeld.
Mehr zum Film
Mit diesem Biopic setzt Margarethe von Trotta ihre Reihe großer Frauenporträts fort. Nach „Rosa Luxemburg“ und „Vision – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen“ widmet die Autorenfilmerin sich der provokanten Denkerin Hannah Arendt, die eine der heftigsten Kontroversen über den Holocaust ausgelöst hat. Durch die Integration originaler Filmmitschnitte vom Eichmann-Prozess in Jerusalem kann der Zuschauer die Grundthese der streitbaren Philosophin unmittelbar überprüfen. Der Film überzeugt durch die stimmungsvolle Darstellung des New Yorker Exils und spart auch das ambivalente Verhältnis zwischen Hannah Arendt und dem mit den Nazis sympathisierenden Philosophen Martin Heidegger (Klaus Pohl) nicht aus. Barbara Sukowas kongeniale Annäherung an die Denkerin macht eine abstrakte intellektuelle Debatte sinnlich nachvollziehbar. Mit Axel Milberg als Ehemann, Ulrich Noethen als Hans Jonas, Julia Jentsch als Sekretärin Lotte und Michael Degen als Kurt Blumenfeld sind Freunde und Weggefährten bestens besetzt.
Textquelle: ARD