Am Österreichischen Sprachen-Kompetenz-Zentrum in Graz wird sprachliche und kulturelle Vielfalt groß gefeiert!
Am 26. September ist es wieder so weit: Auf Initiative des Europarates wird sprachliche und kulturelle Vielfalt jedes Jahr am und um den 26. September in Europa zelebriert. In Österreich ist das Österreichische Sprachen-Kompetenz-Zentrum (ÖSZ) mit seinem Standort im Herzen der Sprachenstadt Graz die Drehscheibe für den Europäischen Tag der Sprachen (ETS). Zum diesjährigen Motto „Mehrsprachige Lesewelten entdecken“ haben Bildungseinrichtungen, Vereine, NGOs, Städte und Gemeinden quer durch Österreich beeindruckende Initiativen ins Leben gerufen, die vom ÖSZ im Auftrag des Bildungsministeriums (BMBWF) unterstützt und koordiniert werden. Von Sprach-Schnupperstunden, mehrsprachigen Ausstellungen in Schulbibliotheken, interaktiven Sprachinseln bis hin zu Leseparcours zur Mehrsprachigkeit und mehrsprachigen Konferenzen ist alles dabei! Auch in Graz tut sich einiges: Am 22. September steigt von 9 bis 18 Uhr auf Initiative des Sprachennetzwerks Graz in der Grazer Innenstadt das 10. Grazer Sprachenfest mit vielen tollen Angeboten!
Sprachen sind immer ein Gewinn!
Rijana Trešnjić, Projektleiterin am ÖSZ, im Gespräch mit Schriftsteller und Poetry Slammer Omar Khir Alanam, der mit seinem beeindruckenden Lebensweg ein „Botschafter“ für Sprachenvielfalt ist.
Rijana Trešnjić (ÖSZ):
Was würdest du über dich erzählen, wenn du dich in nur fünf Sätzen vorstellen müsstest?
Omar Khir Alanam:
Ich bin Omar. Ein Suchender, nicht um zu finden, sondern um die Neugier in Flammen zu halten. Ein Betrachter, der seine Betrachtungen für andere durch Kunst zugänglich macht. Und ich bin ein stolzer Papa!
Rijana Trešnjić (ÖSZ):
Du lebst nun seit 2014 in Österreich, hast seither drei Bücher und einen Gedichtband verfasst und publizierst auf Deutsch. Außerdem bist du Poetry Slammer. Ist es schwer, Emotionen in einer anderen Sprache auszudrücken, die nicht die eigene Muttersprache ist?
Omar Khir Alanam:
Jetzt bin ich in der Phase, wo ich das Gegenteil behaupte. Manchmal fällt es mir viel leichter, die Emotionen in der „fremden“ Sprache, die ja jetzt auch „meine“ Sprache ist, auszudrücken. Diese Sprache ist jetzt zu meiner Sprache geworden, obwohl ich nicht mit ihr aufgewachsen bin. Durch diese Distanz ist man sich selbst näher.
Rijana Trešnjić (ÖSZ):
Das heurige Motto des Europäischen Tags der Sprachen lautet “Mehrsprachige Lesewelten entdecken”. Siehst du Lesen in mehreren Sprachen als eine Bereicherung? Liest du selbst gerne in anderen Sprachen?
Omar Khir Alanam:
Ich finde, es ist eine Bereicherung, in mehreren Sprachen lesen und sprechen zu können. Es bedeutet auch immer, die Welt mit anderen Augen zu sehen oder zu betrachten. Aber wenn ich in einer anderen Sprache lesen will, muss ich sie nicht nur beherrschen, sondern auch ein Gefühl für sie entwickeln und da ist es ein großer Vorteil, dort zu leben, wo diese Sprache gesprochen wird.
Rijana Trešnjić (ÖSZ):
Was zeichnet syrische Geschichten aus? Gibt es Ähnlichkeiten zur österreichischen Erzählkultur?
Omar Khir Alanam:
Gibt es in Österreich eine Erzählkultur? (schmunzelt) Die habe ich hier nicht erlebt, ich bin aber in einer aufgewachsen. Hier in Österreich werden Bücher eher nur gelesen. Als Kind in Syrien wurden mir keine Bücher vorgelesen, sondern Geschichten erzählt, überall: daheim, am Markt, bei den Großeltern. Man erzieht durch die Geschichte, man vermittelt, bringt Menschen zusammen, versöhnt, und das war immer das Ziel einer Erzählung.
Rijana Trešnjić (ÖSZ):
Du bist Vater eines kleinen Jungen. In welchen Sprachen sprichst du mit deinem Kind und wie sieht deine sprachliche Erziehung aus?
Omar Khir Alanam:
Naël, unser Sohn, wächst dreisprachig auf: Arabisch, Deutsch und Steirisch! Ich spreche mit ihm ausschließlich Arabisch, seine Mama Deutsch und die Oma Steirisch. (lacht) Dadurch, dass er viel mehr Deutsch erlebt, auch wenn er mit mir unterwegs ist, weil ich mit anderen Menschen auch in seiner Umgebung Deutsch spreche, weiß er, dass ich Deutsch kann. Deshalb antwortet er immer auf Deutsch, obwohl er Arabisch versteht. Ich wünsche mir, ihm von klein auf die Möglichkeit der arabischen Sprache in Graz anbieten zu können, ohne ihn in die Moschee oder an einen religiösen Ort schicken zu müssen. Ich wünsche mir von meiner Stadt mehr Angebote, egal um welche Sprache es geht, das ist immer eine Bereicherung und ein Gewinn!
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