Zeichnungen von Gustav Klimt und Egon Schiele lagerten auf dem Dachboden der Eltern: Das Landeskriminalamt Wien hat einen 45-jährigen Dieb ausgeforscht, der in den vergangenen Jahren zahlreiche hochpreisige Kunstwerke entwendet haben soll.
Aufgeflogen ist der Speditionsmitarbeiter, weil er sich wegen eines chinesischen antiken Bronzegefäßes an eine Londoner Datenbank für gestohlene Kunstwerke gewandt hatte. Der Gesamtwert der Kunstwerke wurde auf 1,3 Millionen Euro geschätzt.
Der 45-Jährige war bei einer Spedition in Wien beschäftigt, die wiederum ein Unternehmen zur Untermiete hatte, das sich auf Kunsttransporte spezialisiert hat. Der Verdächtige genoss offenbar großes Vertrauen, hatte eine hohe Sicherheitsstufe und dementsprechend auch zu der auf dem Firmengelände gelagerten Kunst. Darüber hinaus war er selbst sehr kunstaffin und „hatte zumindest ein gutes Gespür für wertvolle Kunstgegenstände“, erläuterte Polizeisprecher Markus Dittrich der APA.
2013 dürfte er das chinesische Bronzegefäß aus dem 11. Jahrhundert vor Christus entwendet haben. Wegen dieses Gefäßes fragte er nun bei der Londoner Datenbank an. Seine – falsche – Überlegung: Wenn es die Datenbank nicht als gestohlen gemeldet hat, wird auch sonst nicht nach dem Gefäß gefahndet. Was er nicht wusste, war, dass die Antiquität über Interpol sehr wohl gesucht wurde und dass die Datenbankbetreiber registrieren, wer weswegen bei ihnen anfragt. So ging die Meldung an Interpol, dass sich ein Interessent aus Österreich bei ihnen wegen des Gefäßes gemeldet hatte.
Der 45-Jährige wollte unterdessen das chinesische Kunstwerk zu Geld machen: Er stand mit einem internationalen Auktionshaus in Kontakt, dieses wollte allerdings einen Herkunftsnachweis für das etwa 80.000 Euro teure Exemplar. Interpol hatte unterdessen die Wiener Ermittler informiert, und die schlugen Anfang Juni in der Wohnung des Verdächtigen sowie im Haus seiner Eltern zu. Bei Hausdurchsuchungen fanden sie das Gefäß und fünf weitere Skulpturen im Gesamtwert von rund 850.000 Euro.
Die Ermittler staunten nicht schlecht, denn sie fanden auch Gemälde, Zeichnungen von Gustav Klimt, Druckgrafiken von Egon Schiele und ein Porträt von Kaiser Franz Joseph, gestaltet von Friedrich Wailand, mit einer Goldschmiedearbeit des Hofjuweliers Köchert. Manche der gefundenen Werke waren nicht einmal als gestohlen gemeldet, was die Vermutung nahelegt, dass dies bereits als Versicherungsfall abgewickelt wurde. Dass er die Kunst nicht zur eigenen Erbauung gelagert hatte, zeigt unter anderem das Interesse des 45-Jährigen an einer Villa im Wert von 4,3 Millionen Euro. Diese habe er allerdings nur zur Inspiration betrachtet, weil er selbst bauen wollte.
Der 45-Jährige wurde auf freiem Fuß angezeigt. Drei gestohlene Kunstwerke fanden die Ermittler allerdings nicht. Sie vermuten, dass der Verdächtige diese bereits verkauft hat. Dabei handelt es sich um ein Skizzenblatt des Künstlers Alfred Kubin, ein Plakat von Josef Mikl und ein Bild von Rudolf Hoflehner. Die Polizei bat um sachdienliche Hinweise, auch anonym, an das Landeskriminalamt Wien unter der Telefonnummer 01/31310-33800 DW.
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