Neue Künstlerische Leitungen Schauspielhaus, Dschungel und Werk X

Die Entscheidungen für die Neubesetzung der künstlerischen Leitungen von Schauspielhaus Wien, Dschungel Wien und Werk X ab der Saison 2023/24 wurden gefällt. Die Entscheidungen der Stadträtin bezüglich des Schauspielhauses sowie des Theatervereins hinsichtlich des Dschungel Wien und Werk X folgen dabei den einstimmigen Empfehlungen der Findungskommission.

Eine neue Generation tritt hier an, um Theater, das so vielfältig ist wie die Menschen dieser Stadt, auf die Bühnen zu bringen“, so Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler. „Die neuen Leitungen können auf die hervorragenden Leistungen ihrer Vorgänger aufbauen. Daher gilt mein großer Dank Corinne Eckenstein, Ali M. Abdulla, Harald Posch und Tomas Schweigen, die mit ihrer Arbeit eine Ära maßgeblich mitgestaltet haben.“

Die Entscheidungen im Einzelnen:

Schauspielhaus Wien: Leitungsgruppe bestehend aus Marie Bues, Martina Grohmann, Tobias Herzberg und Mazlum Nergiz

Zitat aus der Bewerbung: „Mit unserem Interesse am Partikularen (am Spezifischen, am Besonderen) wollen wir zeigen, dass uns Unterschiede mehr verbinden als trennen.“

Begründung der Jury

Andreas Beck: „Die Vier wissen sehr genau, wie sie sich für ein Autor:innen- und Dramatiker:innentheater einsetzen wollen, wo sie in einer sich stetig und schnell verändernden und wachsenden Stadt zukünftige Schwerpunkte sehen, aber auch wo sie an die Historik des Hauses anschließen wollen. Es gefällt uns sehr, dass sie das Narrativ, das Erzählen von Geschichten aus und über Communities besonders in den Vordergrund gestellt haben. Es hat uns sehr angesprochen, dass sie neben dem Experiment auch an das Große und die Emotionalität des Theaters glauben.“

Kurzbiografien Marie Bues, Martina Grohmann, Tobias Herzberg und Mazlum Nergiz

Marie Bues, Martina Grohmann, Tobias Herzberg, Mazlum Nergiz treten ihre Leitung als Kollektiv an und haben in unterschiedlichen Konstellationen bereits gemeinsam gearbeitet. Marie Bues (geboren 1980 in Erlenbach/Main) ist Regisseurin und Kuratorin für verschiedene deutschsprachige Theater, darunter das Theater Basel, das Münchner Residenztheater, das Schauspiel Hannover oder das Grazer Schauspielhaus. Martina Grohmann (geboren 1972 in Mödling) ist Dramaturgin und leitet seit 2013 das Theater Rampe in Stuttgart (bis 2021 gemeinsam mit Marie Bues). Tobias Herzberg (geboren 1986 in Hamburg) ist Regisseur und Dramaturg, letzteres bis 2021 am Burgtheater in Wien, wo er seit 2021 auch als Dozent für Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst tätig ist. Mazlum Nergiz (geboren 1991 in Diyarbakır/Türkei) ist Autor, Künstler und Kurator und gewann mit seinem Stück COMA 2021 das Hans-Gratzer-Stipendium am Wiener Schauspielhaus. Als Dramaturg arbeitete er am Maxim Gorki Theater Berlin und seit 2019 am Schauspiel Hannover.

Dschungel Wien: Anna Horn

Zitat aus der Bewerbung: „Mein Ziel ist es, ungewöhnliche Verbindungen zu schaffen, um miteinander und voneinander zu lernen. (…) Dabei stehen zukunftsweisende Experimente für Kinder und Jugendliche neben Projekten, die Geschichtsbewusstsein fördern und den europäischen Diskurs vorantreiben.“

Begründung der Jury

Andreas Beck: „Anna Horn hat eine überzeugende Analyse über das, was in Wien passiert, gegeben, hat die Szene sehr genau charakterisiert und in ihrem originellen Konzept damit überzeugt, wie sie diese Kräfte bündeln und insbesondere neu formieren möchte. Wir denken, dass diese ganz neue, von außen kommende Perspektive diesem Haus sehr gut tun könnte.“

Kurzbiografie Anna Horn

Anna Horn, geboren 1977, studierte Theaterwissenschaften in München. Nach Arbeiten in der freien Szene arbeite sie als Regieassistentin an der Berliner Volksbühne (2004-2006). Weitere Stationen als Dramaturgin und Regisseurin ­­– seit 2006 mit besonderem Fokus auf theaterpraktische Programme für Kinder und Jugendliche ­­– sind das Berliner Ballhaus Ost, die Rheinischen Rebellen am Schauspiel Köln und das „Junge Resi“ des Münchner Residenztheaters. Seit 2019 ist sie stellvertretende Leiterin des Burgtheaterstudios.

Werk X: Esther Holland-Merten

Zitat aus der Bewerbung: „Das Werk X mit seinen beiden Standorten soll Räume für die Vielen dieser Stadt eröffnen. In ihnen soll der Vielfalt der künstlerischen Identitäten ebenso Raum gegeben werden wie der Vielfalt des Publikums. Meine Freude wäre es, zwischen Menschen und zwischen Künsten Begegnungen zu schaffen, auch solche, die es noch nicht gegeben hat.“

Begründung der Jury

Andreas Beck: „Die Zusammenarbeit mit der Freien Szene, das Bewusstsein für zeitgenössische Formate und ihre von der Jury als herausragend eingeschätzte Leitung beim WUK performing arts, dem sie eine sehr genaue Kontur verliehen hat, gab den Ausschlag für die Juryempfehlung. Ebenso überzeugt hat uns ihr Konzept für das Werk X, das sie als ‚dezentralen Ort im Herzen von Wien‘ bezeichnet hat, das in seinem Programm der Diversität der Stadtgesellschaft Rechnung trägt, ein Stadtensemble aufbaut, Familienformate einbezieht, mit dem Bezirk zusammenarbeitet und freie Gruppen an das Haus bindet.“

Kurzbiografie Esther Holland-Merten

Esther Holland-Merten, geboren 1977 in Berlin, hat in Leipzig, Berlin und Paris Theaterwissenschaft, Kulturwissenschaft und Französistik studiert. Sie übt seit 2008 programmatische bzw. künstlerische Leitungsfunktionen aus („Ostflügel“ am Theater Chemnitz, 2008-13/Schauspiel Leipzig, 2013-16). Seit 2013 lebt und arbeitet sie auch in Wien, als freie Dramaturgin und Universitäts-Dozentin (Universität Wien, Universität für Musik und darstellende Kunst). Seit 2017 ist sie Leiterin von WUK performing arts, einem Ort für interdisziplinäre Formate zwischen bildender Kunst, Musik, Tanz und Theater.

Zur Findungskommission

Die Findungskommission setzte sich zusammen aus:

Thomas Stöphl und Olivia Khalil (alternierend mit Christl Bauer) ­­– als Eigentümervertreter:in von Werk X und Dschungel Wien
Robert Dressler und Genia Enzelberger (als Eigentümervertreter:in des Schauspielhaus)
Arne Forke (Büro der Stadträtin)
Kathrin Bieligk (Kuratorium für Theater, Tanz und Performance)
Sophie Schmeiser als Vertreterin der IG Freie Theaterarbeit
Externe Expert*innen: Elisabeth Bernroitner (Diversität), Andreas Beck (Sprechtheater) und Ex-Dschungel-Leiter Stephan Rabl (Kinder- und Jugendtheater)

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